Viele leiden still: Die postpartale Depression

Ein Baby kann das Leben der Eltern ganz schön auf den Kopf stellen. Klar, dass die Gefühle da manchmal Achterbahn fahren. Doch viele Mütter und Väter kämpfen mit mehr als nur vorübergehenden Tiefpunkten: Die postpartale Depression ist ein verbreitetes, aber oft stilles Leiden.

Postpartale Depression: Mehr als nur ein Babyblues

Die postpartale (auch: postnatale) Depression ist ein kritischer Gemütszustand, in den Mütter oder Väter nach der Geburt ihres Kindes verfallen können. Auch wer unmittelbar nach der Geburt nicht an einer postpartalen Depression leidet, kann noch bis zu zwei Jahre später daran erkranken. Ebenso ist es möglich, dass werdende Eltern schon während der Schwangerschaft an Depressionen leiden.

Bei Müttern geht man davon aus, dass hormonelle Veränderungen der Hauptauslöser der postpartalen Depression (PPD) sind. Anders als der sogenannte Babyblues, der etwa 40 bis 80 Prozent aller Mütter im Wochenbett ereilt, ist die PPD jedoch mehr als ein vorübergehendes Stimmungstief. Die Symptome sind weitestgehend gleich, doch die postpartale Depression ist ein anhaltender Zustand, der behandelt werden muss – je früher, desto besser. In der Schweiz sind pro Jahr rund 13 000 Frauen (ca. 15 Prozent aller Mütter) betroffen.

Bei Männern könnten der doppelte Druck durch Vaterrolle und Beruf oder aber Eifersucht auf die enge Mutter-Kind-Beziehung eine Rolle bei der Entwicklung einer postpartalen Depression spielen. Eine Auswertung von über 40 internationalen Studien ergab, dass im Schnitt 8 Prozent der befragten Väter an einer PPD litten.

Symptome der postpartalen Depression

Wer an einer postpartalen Depression leidet, fühlt sich geistig und physisch erschöpft. Häufiges Weinen und unablässiges Grübeln können ebenso vorkommen wie Teilnahmslosigkeit und innere Leere oder Gereiztheit und Wutausbrüche. Auch Ein- und Durchschlafprobleme, sexuelle Unlust und körperliche Beschwerden – etwa Schwindel, Übelkeit, Kopf- und/oder Magenschmerzen und Herzbeschwerden – treten häufig auf.

Besonders quälend ist es für betroffene Mütter und Väter, wenn sie ihr Kind nicht lieben können, sondern Gleichgültigkeit oder Ablehnung empfinden. Damit gehen meist grosse Schuld- und Versagensgefühle einher. Schliesslich erwarten in der Regel nicht nur die Eltern selbst, sondern auch ihr Umfeld, dass sie vor Freude über das Baby ganz ausser sich sind und es liebevoll umsorgen. Um zu verbergen, wie es ihnen wirklich geht, ziehen sich Mütter und Väter mit PPD oft zurück – die soziale Isolation verschlimmert die postpartale Depression meist jedoch noch.

Als Teil einer postpartalen Depression, aber auch unabhängig von ihr, können nach der Geburt Angstzustände und Panikattacken sowie Zwangsgedanken auftreten – etwa daran, sich selbst oder dem Kind etwas anzutun.

Was bei postpartaler Depression hilft

Wenn nicht Sie selbst, sondern jemand in Ihrem Umfeld von PPD betroffen ist, bieten Sie Unterstützung an, ob durch verständnisvolles Zuhören oder Anpacken im Haushalt. Sollten Sie bei sich selbst Symptome einer postpartalen Depression feststellen, nehmen Sie sich ein Herz und holen Sie sich Hilfe. Die PPD ist gut behandelbar – je früher Sie Unterstützung bekommen, desto schneller können Sie sie überwinden.

Es kann zum Beispiel sehr erleichternd sein, sich in einer Selbsthilfegruppe mit anderen Betroffenen auszutauschen. PPD-Gesprächsgruppen in Ihrer Umgebung und viele weitere Informationen finden Sie beim Verein Postnatale Depression Schweiz. Sprechen Sie ausserdem mit Ihrem Arzt: Er kann Sie beraten und beispielsweise eine Gesprächstherapie oder eine medikamentöse Behandlung empfehlen.

Familie und Freunde können Sie bei der Bewältigung der postpartalen Depression unterstützen; indem sie z.B. für Sie einkaufen oder auf das Baby Acht geben, während Sie sich ausruhen. Auch gesunde Ernährung und Bewegung helfen bei der Genesung. Suchen Sie Kontakt zu anderen Müttern und Vätern, mit denen Sie sich z.B. zu Spaziergängen treffen können. Bei all diesen Schritten gilt: Seien Sie verständnisvoll mit sich selbst. Die postpartale Depression ist eine Krankheit – Sie dürfen sich alle Zeit und Ruhe nehmen, die Sie dafür brauchen, sie zu überwinden.

Werbung