Ängste bei Kindern: Wichtig für die Entwicklung

Das Monster unter dem Bett, der furchteinflössende Mann mit Hut oder Nachbars Hund: Kinderängste sind für Erwachsene oft wenig verständlich, aber für das Kind ist die Angst echt. Und wichtiger Teil seiner Entwicklung. Das erfordert von den Eltern Einfühlungsvermögen – und manchmal etwas Fantasie.

Entwicklungsbedingte Ängste bei Kindern

Angst ist nichts Schlimmes. Im Gegenteil: Sie kann das Kind davor schützen, sich in gefährliche Situationen zu begeben. Deshalb begleiten bestimmte Ängste die unterschiedlichen Entwicklungsstufen Ihres Kindes als natürlicher Schutzmechanismus. Ein Beispiel: Beginnt das Kind zwischen dem 6. und 10. Lebensmonat mit dem Krabbeln, kann es sich selbstständig von seinen Eltern entfernen. Man vermutet, dass die Trennungsängste, die in dieser Entwicklungsphase auftreten, verhindern sollen, dass sich das Kind zu weit von seinen Eltern entfernt.

Diese Ängste sind in bestimmten Entwicklungsstadien typisch:

  • Im Alter von sieben Monaten bis zwei Jahren treten vor allem Trennungs- und Verlustängste bei Kindern auf, darunter auch das Fremdeln.
  • Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren durchleben die magische Phase. Sie interpretieren ihre Umwelt sehr kreativ. Zauberei und Monster können dabei durchaus eine Rolle spielen. Das schlägt sich auch in den Ängsten in dieser Phase nieder – wenn zum Beispiel nachts unter dem Bett ein Monster lauert.
  • Im Alter von fünf bis sieben Jahren bekommen Kinder immer mehr reale Ereignisse wie Unglücke oder Katastrophen mit, verstehen sie aber noch nicht richtig. Auch das kann zu Ängsten führen.
  • Im Schulalter treten häufig schulbezogene Ängste auf – die Angst vor dem Schulbesuch, den Mitschülern oder Prüfungen.

Daneben gibt es natürlich noch weitere Ängste, die durch den Erziehungsstil entstehen oder auf bestimmten Situationen beruhen, zum Beispiel Angst vor Hunden, nachdem das Kind von einem Hund gebissen wurde. Diese sind jedoch sehr individuell, während die entwicklungsbedingten Ängste bei fast allen Kindern in unterschiedlicher Ausprägung auftreten.

Wie zeigen sich Kinderängste?

Ängste zeigen sich bei Kindern auf unterschiedliche Art und Weise. Das hängt nicht nur vom Alter ab, sondern ist auch ganz individuell vom Kind abhängig. Man unterscheidet drei verschiedene Ebenen:

  • Körperliche Ebene: Das Kind klagt beispielsweise über Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Schlafprobleme.
  • Verhalten: Das Kind möchte sich der Situation entziehen, indem es wegläuft; oder es erstarrt.
  • Erzählungen: Das Kind erzählt, wovor es sich fürchtet.

Wie Eltern helfen können

Ängste bei Kindern sind etwas ganz Normales – und sie zu überwinden glücklicherweise auch. Gerade die entwicklungsbedingten Ängste gehen normalerweise mit ein bisschen elterlicher Unterstützung schnell vorbei. Ihre Hauptaufgabe als Eltern: Sich in das Kind hineinzuversetzen und seine Befürchtungen zu verstehen. Mit Aussagen wie «Du musst doch keine Angst haben», «Du bist doch schon gross» oder «Stell dich nicht so an» geben Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass Sie seine Ängste nicht ernst nehmen. 

Hier ist Einfühlungsvermögen gefragt. Drängen Sie Ihren Nachwuchs zu stark, sich der Furcht zu stellen, verstärkt das die Ängste bei manchen Kindern noch. Behüten Sie Ihr Kind aber auch nicht zu sehr. Ermöglichen Sie ihm, sich seiner Furcht zu stellen. Die Angstbewältigung ist eine wichtige Erfahrung für seine weitere Entwicklung, denn Probleme und Ängste werden ihm auch im Erwachsenenleben begegnen.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Sorgen. Fragen Sie es, wovor es sich fürchtet und ermuntern Sie es sanft, sich dieser Angst zu stellen. Lassen Sie ihm die Freiheit, sich selbst auszuprobieren, geben Sie ihm dabei aber immer Rückhalt. Erzählen Sie ihm vielleicht auch, welche Ängste Sie selbst haben und was Sie tun, um diese zu überwinden – so hat es ein positives Vorbild.

Der Trick mit dem Monsterspray

Manchmal ist es auch sinnvoll, sich den Ängsten des Kindes auf seiner Ebene zu nähern. Befindet sich das Kind in der magischen Phase, kann ein wenig Fantasie bei der Angstbekämpfung hilfreich sein. Basteln Sie zum Beispiel ein Monsterspray, indem Sie Wasser in eine Sprühflasche geben und die Flasche neben das Bett stellen. Dann kann Ihr Kind abends vor dem Schlafengehen alle Monster «wegsprühen» – in diesem Alter erreichen Sie mit solchen Zaubertricks oft mehr als mit gutem Zureden.

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