Zwei Muttersprachen: Kinder mehrsprachig erziehen

Immer mehr Eltern erziehen ihre Kinder mehrsprachig, meist weil sie selbst zwei unterschiedliche Muttersprachen sprechen. Kinder profitieren häufig von der zweisprachigen Erziehung: Sie haben ein besseres Sprachgefühl, ein Gespür für kulturelle Besonderheiten und später oft Vorteile im Beruf.

Einsprachig, zweisprachig, mehrsprachig: Fremdsprachen in der Sozialisation

Der Trend geht dahin, Kinder mehrsprachig zu erziehen. Lange Zeit waren sich Experten nicht darüber einig, ob dies für die Kindsentwicklung von Vorteil oder Nachteil ist. Doch die wachsende Bedeutung der Fremdsprachenkompetenz in der Schule, Studium und Beruf liefert genug Gründe dafür, sein Kind mehrsprachig zu erziehen.

Immerhin wachsen Kinder überall auf der Welt schon seit Jahrzehnten mehrsprachig auf: Im europäischen Raum war dies bisher allerdings die Ausnahme. Mit der Zunahme der kulturellen Vielfalt ändert sich dies nun zusehends: Eltern haben nicht immer die gleiche Herkunft und Muttersprache. Daraus ergeben sich in einem multikulturellen Umfeld gewinnbringende Chancen für den Nachwuchs.

Vorteile der mehrsprachigen Erziehung

  • Kinder haben zwei oder mehr potenzielle Muttersprachen, die sie ein Leben lang auf einem hohen Niveau sprechen können.
  • Da mehrsprachige Kinder früh mit den Besonderheiten des Spracherwerbs in Kontakt kommen, besitzen sie ein besseres Sprachgefühl. So lernen sie auch weitere Fremdsprachen leichter.
  • Auch für das Berufsleben ergeben sich Vorteile. Die Fähigkeit, verschiedene Sprachen zu sprechen, gewinnt in diversen Branchen an Bedeutung. Daraus ergeben sich für mehrsprachig erzogene Kinder gute Jobperspektiven.
  • Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, haben ein gutes Verständnis für kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten.

Nachteile der mehrsprachigen Erziehung

  • Die Sprachentwicklung von mehrsprachigen Kindern kann länger dauern als bei einsprachig erzogenen Kindern. So gibt es mehrsprachige Kinder, die im Grundschulalter einen vergleichsweise geringen Wortschatz aufweisen und nur einfache Satzkonstruktionen bilden können. Normalerweise legen sich solche Probleme allerdings mit der Zeit.
  • Sprachmischungen sind insbesondere bei jüngeren Kindern keine Seltenheit.
  • Oft beherrschen Kinder eine Sprache besser als die andere – meistens die Sprache der Mutter, da diese mehr Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringt.

Chancen nutzen: Wenn Eltern ihre Kinder zweisprachig erziehen

Sprechen die Eltern zwei unterschiedliche Muttersprachen, hat der Nachwuchs gute Voraussetzungen, um bilingual aufzuwachsen. Sofern die beiden unterschiedlichen Muttersprachen der Eltern nicht mit der regionalen Umgebungssprache übereinstimmen, wächst das Kind unter Umständen sogar dreisprachig auf.

Übrigens lernen Kinder Sprachen nicht unbedingt besser als Erwachsene. Lediglich die Lernweise unterscheidet sich stark. So pflegen Kinder in ihrer Sprachentwicklung einen spielerischen Umgang damit, wohingegen Erwachsene eher strukturell vorgehen. Wichtig ist vor allem, dass Kinder durch Personen in ihrem nahen Umfeld mit der Sprache in Kontakt bleiben. Meist sind es die Eltern, die ihre Kinder mehrsprachig erziehen, aber auch Grosseltern können Einfluss darauf haben.

So gelingt die mehrsprachige Erziehung von Kindern

Damit die mehrsprachige Erziehung gelingt, sollten Kinder ganz natürlich mit den Sprachen aufwachsen. Daher sollten Sie folgende Hinweise beachten:

  • Erziehen Sie Ihr Kind nur zweisprachig, wenn die entsprechenden Sprachen die Muttersprachen der Bezugspersonen sind. So vermeiden Sie, dass das Kind bereits durch die Eltern eine Sprache fehlerhaft lernt.
  • Sprechen beide Elternteile unterschiedliche Muttersprachen, dann bleiben Sie in der Kommunikation mit Ihrem Kind jeweils bei dieser. So verbindet Ihr Kind die Sprache mit einer bestimmten Person und vermischt nicht willkürlich beide.
  • Haben beide Elternteile die gleiche Muttersprache, die nicht mit der Umgebungssprache übereinstimmt, achten Sie auch hier darauf, dass Sie zu Hause nur eine von beiden sprechen. In der Regel lernt Ihr Kind die Umgebungssprache auf dem Spielplatz sowie im Umgang mit anderen Kindern recht zügig und ordnet sie entsprechend zu.
  • Es kann vorkommen, dass Ihr Kind beide Sprachen vermischt. Fällt Ihrem Schützling das Wort in der einen Sprache nicht ein oder kennt es dieses noch nicht, bedient es sich bei der anderen und ersetzt es entsprechend. Im Normalfall legt sich das, sobald es beide Sprachen gleichermassen beherrscht.
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