Fremdeln

Fast jedes Kind kommt in die Phase, in der es fremden Menschen mit grosser Vorsicht oder sogar Angst begegnet. Meist ist ein Elternteil in dieser Phase die einzige Person, mit der ein Baby nicht fremdelt: Das erfordert viel Einsatz. Entwicklungspsychologisch ist das Fremdeln ein wichtiger Schritt.

Wie zeigt sich Fremdeln bei Babys und Kleinkindern?

So verhalten Sie sich, wenn Babys und Kleinkinder fremdeln.

War auch Ihr Kind vorher in jeder Situation ein aufgeschlossener Sonnenschein, nun aber begegnet es fremden Menschen oder manchmal sogar einem Elternteil oder den Grosseltern mit einem misstrauischen Blick oder weint sogar? Sie als Mutter oder Vater werden in so einer Situation zum rettenden Hafen, der Schutz verspricht. Oft verstecken sich Kinder, wenn sie fremdeln, deshalb hinter Ihren Beinen, strecken flehend die Arme nach oben oder vergraben ihren Kopf in Ihrem Schoss.

Oftmals reagieren fremdelnde Babys und Kleinkinder auf Männer stärker ablehnend als auf Frauen, und auf Erwachsene stärker als auf Kinder. Die markanten Gesichtszüge und die Körpergrösse dürften in diesen Fällen nicht ganz unwesentlich sein. Sowohl der individuelle Charakter als auch weitere Faktoren beeinflussen zudem, wie stark Kinder fremdeln: So sind Kinder in der Regel offener gegenüber Fremden, wenn die eigene Bezugsperson auch offen auf diese Personen reagiert. Darüber hinaus hängt die Ausprägung des Fremdelns bei Kindern mit ihren eigenen Erfahrungen sowie ihrer aktuellen Gemütslage zusammen.

Warum fremdeln Babys und Kleinkinder überhaupt?

Wenn Ihr Kind fremdelt, stellt das innerhalb seiner Entwicklungsphasen einen grossen Schritt dar. Das Fremdeln ist nämlich ein Zeichen dafür, dass Ihr Kind beginnt, bekannte von unbekannten Gesichtern zu unterscheiden sowie Gesichtszüge wiederzuerkennen und sie mit Vater oder Mutter in Verbindung zu bringen. Bei unbekannten Gesichtszügen reagiert es in dieser Entwicklungsphase mit einer ablehnenden oder ängstlichen Haltung. Oft tritt das Phänomen ein, sobald Ihr Kind die ersten eigenständigen Versuche unternimmt, seine Umwelt zu erkunden. In Ihrer Person findet Ihr kleiner Liebling jedoch immer einen Zufluchtsort und einen sicheren Hafen, wenn die Situation einmal brenzlig wird. In diesem Fall zeugt das Fremdeln auch von einer guten und sicheren Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Nachwuchs.

Ab wann fremdeln Kinder?

Wie ausgeprägt und ab wann genau Babys oder Kleinkinder fremdeln, ist von Kind zu Kind verschieden. Bei einigen Kindern zeigt sich das Fremdeln früh, andere neigen kaum zu dem für Babys und Kleinkinder typischen Verhalten. Normalerweise beginnt das Fremdeln bei Babys zwischen dem sechsten und achten Lebensmonat. Auch die Dauer dieser Entwicklungsphase ist unterschiedlich: Im zweiten und dritten Lebensjahr äussert sich das Fremdeln normalerweise stärker, klingt jedoch spätestens zum Ende des dritten Lebensjahrs allmählich ab. Ab dann treten die Kinder wieder selbstsicherer auf. Dies geht oft mit der Fähigkeit einher, sich sprachlich besser artikulieren zu können: Gewünschtes oder ungewünschtes Verhalten vom Gegenüber kann so präziser eingefordert oder auch abgelehnt werden.

So reagieren Sie richtig, wenn Ihr Baby fremdelt

Ist Ihr Kind in der Fremdel-Phase, kann es für Sie als Elternteil schon mal anstrengend werden, denn als wichtigster Bezugspunkt sind Sie Ihrem Nachwuchs stets zur Seite. Wenn Ihr Baby oder Kleinkind fremdelt, sollten Sie daher die Rolle des Beschützers oder der Beschützerin einnehmen:

  • Nehmen Sie die Ängste Ihres Kindes unbedingt ernst.
  • Bieten Sie Ihrem Kind einen Zufluchtsort. Nehmen Sie es beispielsweise auf den Arm oder auf den Schoss, wenn es Fremdel-Reaktionen gegenüber anderen Personen zeigt.
  • Erklären Sie anderen Menschen, dass sich Ihr Kind gerade in dieser Phase befindet. Vor allem, wenn Ihr Kind gegenüber eigentlich vertrauten Personen wie beispielsweise den Grosseltern fremdelt, führt dies sonst zu Missverständnissen.
  • Sorgen Sie dafür, dass sich fremde Personen Ihrem Kind nicht zu schnell, laut und fordernd nähern, denn Fremdeln ist häufig auch eine Reaktion auf ein zu forsches Auftreten.

Fühlt sich Ihr Kind insgesamt geborgen, wohl und sicher, wird oftmals die Neugierde geweckt. Es zeigt fremden Personen gegenüber dann von ganz allein mehr Interesse und nähert sich ihnen unbefangener.

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