Hello Family Bloggerin Deborah

Motorische Entwicklung

Über kaum ein Thema machen sich die Eltern von Babys so viele Gedanken wie über die motorische Entwicklung ihres Kindes. Wann sollte es sich drehen, krabbeln, laufen können? Hello Family Bloggerin Deborah rät zu ganz viel Gelassenheit und weiss, wann es Zeit ist, sich Hilfe zu holen.

Alles zu seiner Zeit

Spätestens, wenn das Kind ein Jahr alt ist, kommt sie, die Frage aller Fragen: «Uuuuund, läuft dein Kind schon?» Falls nein, sollte es das? Plötzlich fragen sich Eltern, ob ihr Kind in seiner Entwicklung womöglich im Rückstand ist. Und manchmal hat man als Eltern das Gefühl, dass man nur dann als gute Eltern gilt, wenn das Kind möglichst früh angefangen hat, zu laufen. Es macht die Sache nicht einfacher, dass sich andere Eltern damit brüsten, wie früh ihre Kinder gelernt haben, zu krabbeln, zu sitzen oder selbständig mit Besteck zu essen. Manchmal hat man das Gefühl, sich in einem regelrechten Motorik-Wettbewerb zu befinden.

Solche Wettbewerbe sind total überflüssig, denn jedes Kind hat seinen eigenen motorischen Fahrplan und seine ganz eigenen Prioritäten. Das eine Kind sagt vielleicht bereits mit einem Jahr seine ersten Worte, läuft dafür aber erst mit 18 Monaten. Ein anderes klettert mit acht Monaten, lernt dafür erst mit fünf Jahren, den Stift richtig zu halten. Die Spannbreite, was normal ist und was nicht, ist riesig.

Was wir als Eltern unterstützend tun können, ist, die optimalen Möglichkeiten für die motorische Entwicklung unserer Kinder zu schaffen. Anfangs bedeutet das nur schon so viel, dass wir das Baby regelmässig umlagern. Auch die Schlaf- und Liegeposition hat einen Einfluss auf die Motorik. In den ersten Monaten schlafen die meisten Babys vorwiegend auf dem Rücken. Wach darf es immer mal wieder auf den Bauch gedreht werden; anfangs nur kurz, eventuell auch mit dem Oberkörper auf einem Stillkissen gelagert. Damit werden auch Bauch-, Nacken- und Rückenmuskeln des Babys trainiert. Dabei sollte sich das Kind in einer möglichst sicheren Umgebung befinden. Also auf dem Boden, auf einer Krabbeldecke oder einer Schaumgummimatte liegen. Wippen oder Hochstühle sind toll, sollten aber nur so lange wie wirklich nötig genutzt werden. Auch die richtige Kleidung trägt zur motorischen Entwicklung bei: Sie sollte möglichst bequem sein, damit sich das Kind gut darin bewegen kann. Spätestens wenn das Baby mobil wird, rate ich dazu, es barfuss herumlaufen zu lassen. Das trägt zu einem guten Körpergefühl bei und gibt den Kindern ausserdem einen besseren Halt auf dem Boden. Werden die Füsschen kalt, können Stulpen an den Beinchen helfen.

Viel falsch machen kann man eigentlich nicht. Ich rate einfach davon ab, der motorischen Entwicklung vorzugreifen. Also etwa, das Kind hinzusetzen oder hinzustellen, bevor es sich selbst in diese Position bringen kann. Kinder etwa, die mit Hilfe von Kissen hingesetzt werden, werden zwar relativ schnell stabil in dieser Position und sind auch zufrieden, weil sie sitzend alles gut beobachten können. Gleichzeitig verlieren sie allerdings oft den Anreiz, mobil zu werden. Und wenn, dann geschieht dies nicht über den eigentlich dafür vorgesehenen Weg wie robben oder krabbeln. Sie werden zum Po-Rutscher, trainieren die falschen Muskeln und lernen so in der Regel auch erst spät zu laufen.

Und auch, wenn das Kind älter wird, gilt weiterhin: Jedes Kind ist unterschiedlich. Es gibt Kinder, die toben gerne auf dem Spielplatz herum. Andere können stundenlang Körbe werfen. Und dann gibt es die, die am liebsten den ganzen Tag drinnen wären, um zu malen, spielen und zu basteln. Das ist beides absolut in Ordnung. Was wir als Eltern weiterhin tun können, ist, die optimale Voraussetzung für die motorische Entwicklung zu schaffen. Also auch den Stubenhocker mal auf den Spielplatz zu stellen oder ein Bastelprojekt mit dem Kletterkind zu planen. Auch Familienausflüge aller Art lassen sich wunderbar mit der motorischen Förderung verbinden: etwa beim gemeinsamen Bouldern, Inlineskaten oder auf einer Velotour. Und natürlich ist es wichtig, die Screentime möglichst kurz zu halten; denn da wird tatsächlich nichts für die Motorik gemacht.

Es gibt aber auch Situationen, in denen sich Eltern Hilfe holen sollten. Beispielsweise dann, wenn ein Baby nach mehreren Monaten seinen Kopf noch nicht halten kann und allgemein eine sehr schlechte Körperspannung hat. Frei gehen können sollte ein Kind bis zum Alter von zwei Jahren. Konnte ein Kind sicher laufen und fällt plötzlich wieder viel hin, sollte dies angesprochen werden. Das Gleiche gilt bei motorischen Rückschritten aller Art. Erste Ansprechperson ist dabei der/die Kinderarzt:ärztin. Es kann sein, dass das Kind Physiotherapie oder weitere Abklärungen, etwa neurologischer Art, benötigt.

Allgemein empfinde ich Förderangebote für die motorische Entwicklung als ein tolles Angebot. Unsere beiden Grossen waren als Babys in der Physiotherapie, weil sie ihren Kopf nicht gut drehen konnten. So konnten wir einem einseitig abgeflachten Hinterkopf vorbeugen und gleichzeitig die motorische Entwicklung unterstützen. Später in Kindergarten und Schule gibt es weitere Angebote wie Psychomotorik- oder Ergotherapie.

Und bitte, liebe Eltern, verzweifelt nicht, wenn euer Kind einfach keine gute Balance oder kein Talent für feine Bastelarbeiten hat: Nicht jedes Kind muss Profisportler oder Chirurg werden.

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