Kita-Eingewöhnung: So klappt's!

Unabhängig vom Alter Ihres Kindes, sind die ersten Tage in der Kita sowohl für Kinder als auch für Eltern eine emotionale Herausforderung. Nehmen Sie sich Zeit, um den Übergang zur externen Betreuung so sanft wie möglich zu gestalten. Mit unseren Tipps gelingt die Kita-Eingewöhnung.

Die Kita – ein wichtiger Schritt

Der Besuch der Kita kann für Kinder ein emotionaler Schritt sein. Dieser Meilenstein kann sowohl für den Nachwuchs als auch für die Eltern oft Probleme mit sich bringen und ist häufig mit einer emotionalen Berg- und Talfahrt verbunden.

Einerseits haben die Eltern nach einer gewissen Zeit wieder die Chance, ein Leben abseits der Kinderbetreuung zu führen und beispielsweise wieder in den Job einzusteigen; andererseits ist es für sie alles andere als leicht, ihren grössten Schatz in die Obhut fremder Hände zu geben.

Noch mehr als für die Eltern stellt die Eingewöhnung in die Kita für die Kinder eine Herausforderung dar: Schliesslich wachten Mama und Papa von jeher an ihrer Seite, schenkten Nähe und Geborgenheit, spendeten Trost und waren die treusten Spielkameraden. Auch wenn es in der Kita zahlreiche Altersgenossen zum Spielen gibt, fällt der Übergang vielen Kindern daher nicht leicht. Auf einmal ist alles anders: Mama ist nicht mehr da, die Umgebung ungewohnt, die Menschen fremd – da können schon mal ein paar Tränchen fliessen.

Damit die Eingewöhnung in die Kita problemlos gelingt, sollten sich Eltern daher die Zeit nehmen, ihren Kleinen emotional beizustehen und sie auf ihrem Weg begleiten. Nur so kann sich der Nachwuchs gut an die neue Umgebung und die fremden Bezugspersonen gewöhnen.

Berliner Modell: So gelingt die Eingewöhnung in die Kita

Damit Kinder den Umbruch gut bewältigen, sollte die Kita-Eingewöhnung schrittweise erfolgen. Grundlage eines jeden Eingewöhnungsprozesses ist das Berliner Modell: ein pädagogisches Konzept, das eine elternbegleitete Eingewöhnung in die Kita vorsieht. Das Modell hat sich in der Entwicklungspsychologie und Pädagogik bewährt und gliedert sich in mehrere Phasen.

Vor der Eingewöhnung Ihres Kindes führen Sie ein ausführliches Aufnahmegespräch mit den Erzieherinnen bzw. Erziehern der Kita. Sie lernen dadurch die zukünftigen Betreuer besser kennen und können sich mit den Regeln und Gegebenheiten vor Ort vertraut machen. Informieren Sie das Kita-Personal zudem über Schlaf-, Essens- oder sonstige Gewohnheiten Ihres Kleinen.

Kita-Eingewöhnung: Die Grundphase

Mit der Grundphase beginnt die eigentliche Kita-Eingewöhnung. An den ersten drei Tagen besuchen Sie mit Ihrem Kleinen die Kita und begeben sich zu den anderen Kindern und den Erzieherinnen oder Erziehern in den Gruppenraum. Etwa ein bis zwei Stunden darf Ihr Kind die Umgebung und die zukünftigen Spielkameraden kennenlernen. Sie bleiben die ganze Zeit im gleichen Raum. Zu Beginn verhalten sich die meisten Kinder passiv und scheu und suchen die Nähe der Mutter oder des Vaters. Unter keinen Umständen sollten Sie Ihr Kind drängen, sich am Spiel der anderen Kinder zu beteiligen.

In dieser Phase soll sich Ihr Kind mit der Umgebung vertraut machen. Sie dienen dabei als sicherer Hafen und Rückzugsort, wenn sich Ihr Kleines vor den neuen Eindrücken fürchtet und Ihre Nähe sucht. Daher sollten Sie sich in dieser Zeit nicht mit anderen Dingen ablenken oder gar mit anderen Kindern sprechen: Ihr Kind muss das Gefühl haben, im Bedarfsfall Ihre volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Auch das Erziehungspersonal sollte den Neuankömmling nicht drängen. Eine erste vorsichtige Annäherung erfolgt lediglich über Spielangebote. Sind ein bis zwei Stunden vergangen, verlassen Sie und Ihr Kleines die Kita und kommen am nächsten Tag wieder.

Kita-Eingewöhnung: Trennungs- und Stabilisierungsphase

Ab dem vierten Tag beginnt die Trennungs- und Stabilisierungsphase. Die Erzieherinnen bzw. Erzieher gehen stärker auf das Kind zu, spielen mit ihm, helfen beim Mittagessen und versuchen, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Sie sind die ganze Zeit anwesend, beobachten Ihr Kind, greifen aber nur ein, wenn es nötig ist. Nun heisst es, allmählich die erste Trennungsphase zu meistern: Verabschieden Sie sich von Ihrem Kind und verlassen Sie für etwa 30 Minuten den Raum. Bleiben Sie jedoch in der Nähe, damit man Sie bei Bedarf sofort zurückholen kann.

Kinder reagieren sehr unterschiedlich auf diese erste Trennung: Die einen geraten kurz aus der Fassung, beruhigen sich schnell wieder und bewegen sich dann wie selbstverständlich im neuen Umfeld. Andere beginnen zu weinen und lassen sich schwer bis gar nicht von anderen Erwachsenen als den Eltern trösten. Dies ist natürlich auch abhängig vom Alter Ihres Kindes. Gelingt es den Betreuern nicht, Ihr Kind zu beruhigen, kommen Sie wieder in den Gruppenraum zurück. Aber auch, wenn die erste Trennung gut verlaufen ist, kehren Sie nach 30 Minuten wieder zurück. Gemeinsam mit den Betreuern legen Sie den Zeitraum für die Eingewöhnung in die Kita fest. In der Regel dauert diese zwei bis drei Wochen.

In den kommenden Tagen und Wochen besuchen Sie weiterhin die Kita. Abhängig von der Reaktion Ihres Kindes dehnen Sie die Trennungsphasen nach und nach aus. So gewöhnt sich Ihr Kleines schrittweise an Ihre Abwesenheit. Zusätzlich übernehmen die Kita-Angestellten immer mehr Aufgaben, wie zum Beispiel Füttern, Trösten oder Spielen. Als Elternteil ziehen Sie sich zunehmend aus dem Kita-Geschehen zurück. Auf diese Weise akzeptiert Ihr Kind die Erzieherinnen und Erzieher bald als Bezugspersonen.

Kita-Eingewöhnung: Schlussphase

Die Schlussphase der Kita-Eingewöhnung läuft an, wenn Ihr Kind die Erzieherinnen und Erzieher als Bezugspersonen akzeptiert, sich von ihnen trösten lässt und die Trennung von Ihnen vergleichsweise schnell verkraftet. Von nun an verlassen Sie nach dem Abschied die Kita. Trotzdem sollten Sie jederzeit erreichbar sein, falls die Trennung dem Kind doch zu sehr zusetzt. Sobald diese Phase reibungslos abläuft, ist die Eingewöhnung in die Kita abgeschlossen.

Eingewöhnung in die Kita klappt nicht: Was tun?

Die Kita-Eingewöhnung müsste zeitlich eigentlich abgeschlossen sein, doch Ihr Kind reagiert noch immer stark auf die Trennung von Ihnen und lässt sich nicht beruhigen? In solchen Fällen sollten Sie Ursachenforschung betreiben und das Problem entsprechend angehen. Wenn die Eingewöhnung in die Kita nicht klappt, kann das unterschiedliche Gründe haben.

  • Jedes Kind hat seinen eigenen Charakter – und Sie kennen Ihr Kind am besten: Hat Ihr Kind grundsätzlich Schwierigkeiten mit Veränderungen umzugehen, ist es sehr anhänglich oder ängstlich in unbekannten Umgebungen? Dann geben Sie Ihrem Kind mehr Zeit, sich an die veränderten Umstände zu gewöhnen und dehnen Sie die Kita-Eingewöhnung aus.
  • Hat Ihr Kind bereits schlechte Erfahrungen gesammelt, als Sie einmal den Raum verlassen haben? Möglicherweise reagiert es daher untröstlich oder sogar panisch auf die Trennung.
  • Auch das Verhalten der Eltern beeinflusst den Erfolg der Eingewöhnung. Zeigen Sie sich unsicher oder haben Sie Schwierigkeiten, sich von Ihrem Nachwuchs zu trennen, überträgt sich dieses Gefühl auf das Gemüt Ihres Kindes und es reagiert dementsprechend.
  • Verlassen Sie während der Kita-Eingewöhnung unter keinen Umständen den Raum oder die Kita, ohne sich von Ihrem Kleinen zu verabschieden. Kinder reagieren darauf sehr verunsichert. Zudem stellt solch ein Verhalten in den Augen eines Kindes einen massiven Vertrauensbruch dar.
  • Für die Kita-Eingewöhnung ist es hilfreich, wenn Ihr Kind bereits zuvor ein paar Stunden bei den Grosseltern verbracht hat. So gewöhnt es sich schneller daran, von Ihnen getrennt zu sein und hat die Erfahrung gemacht, dass Sie wieder zurückkommen. Auch das Aufwachsen mit Geschwistern oder das Spielen in Spielgruppen kann solch einen positiven Einfluss haben.
  • Geben Sie Ihrem Kleinen das Lieblingskuscheltier mit in die Kita. Die flauschigen Gefährten sind für Kinder Vertrauenspersonen in schweren Zeiten, geben ihnen Sicherheit und wirken oft beruhigend.
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