Heimweh bei Kindern – was dagegen hilft

Eben war die Welt noch in Ordnung und das Kind ging quietschfidel ins Schul- oder Ferienlager. Im nächsten Moment fliessen Tränen, es vermisst Mama und Papa und sehnt sich nach daheim. Dass Kinder Heimweh bekommen, ist ganz normal. Mit diesen Tipps halten Sie es in Grenzen.

Warum Kinder Heimweh bekommen

Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Schullager? Daran, wie Ihre Schulkameraden, die tagsüber gar nicht an ihr Zuhause gedacht haben, abends im fremden Bett plötzlich in ihr Kissen schluchzten und mit ihrem Trennungsschmerz das ganze Zimmer ansteckten?

Gerade wenn ein Kind zum ersten Mal für längere Zeit von zu Hause weg ist, kommt es oft zu Heimweh. Im Klassenlager oder im Ferienlager tritt es, wenn nicht schon beim tränenreichen Abschied, häufig erst gegen Abend auf. Dann, wenn es keine Ablenkung mehr gibt, erkennt das Kind, dass es ohne die gewohnten Abendrituale und den Schutz der Eltern in einer fremden Umgebung übernachten muss.

Auch Erwachsene haben Heimweh. Doch meistens nicht so schlimm wie die Kleinen. Wenn Kinder Heimweh haben, kann sich das sogar in körperlichen Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Zahnweh äussern. Schliesslich sind sie es noch nicht gewohnt, sich allein in fremder Umgebung zu behaupten. Was also tun, um das Heimweh zu verhindern oder zumindest erträglicher zu machen?

Wie Sie Heimweh bei Kindern vorbeugen

Gänzlich verhindern lässt sich Heimweh nicht. Das ist auch in Ordnung, denn es ist eine völlig gesunde Reaktion der Psyche auf den vorübergehenden «Verlust». Eltern und Aufsichtspersonen können aber einiges tun, damit Kinder nicht allzu schlimm an Heimweh leiden.

Vorbereitung: Mit Selbstbewusstsein und Vorfreude ins Schullager

Selbstbewusste Kinder, die sich etwas zutrauen, leiden seltener an Heimweh. Übertragen Sie Ihrem Kind deshalb schon früh ein angemessenes Mass an Verantwortung, damit es lernt, selbstständig Schwierigkeiten zu meistern. Auch die ersten Übernachtungen ohne Eltern ausser Haus, zum Beispiel bei den Grosseltern oder den besten Freunden, gehören dazu und bereiten Ihr Kind darauf vor, sich in ungewohnter Umgebung zu behaupten.

Beziehen Sie Ihr Kind in die Reiseplanung ein – schliesslich ist es seine Reise. Gehen Sie zusammen einkaufen, erstellen Sie gemeinsam eine Packliste und lassen Sie Ihr Kind den Koffer packen. Sehen Sie sich Bilder vom Reiseziel an und stellen Sie sich zusammen vor, welche aufregenden Abenteuer dort warten. Sprechen Sie auch über eventuelle Ängste. So startet Ihr Kind mit einem positiven Selbstwertgefühl ins Schullager und hat nicht das Gefühl, gegen seinen Willen dorthin geschickt zu werden.

Ängstliche Eltern übertragen ihre Angst auf das Kind. Wenn Kinder kein Heimweh haben sollen, müssen sich auch die Eltern zusammennehmen und beim Abschied auf Sätze wie «Wir werden dich schrecklich vermissen!» oder «Was sollen wir bloss ohne dich anfangen?» verzichten. Motivieren Sie Ihr Kind stattdessen positiv und wünschen ihm viel Spass.

Im Schullager: Heimweh vor Ort verhindern

Trotz aller Vorbereitungen können Kinder dennoch vor Ort Heimweh entwickeln. Zum Beispiel wenn die Realität nicht die Erwartungen erfüllt oder wenn andere Kinder sie mit ihrer Sehnsucht nach dem Zuhause anstecken. In solchen Fällen kann ein kleines Heimweh-Notfall-Paket helfen. Das enthält zum Beispiel:

  • Foto oder Video von der Familie zu Hause
  • Kuscheltier oder Kissen, mit dem sich genauso kuscheln lässt wie zu Hause
  • vertrautes Hörspiel oder Buch, das auch zu Hause beim Einschlafen hilft
  • Briefmarken für Briefe und Postkarten, in denen die Kinder ihr Heimweh zum Ausdruck bringen können
  • Heimweh-Tropfen: Ob Wasser oder homöopathische Tinktur – glauben Kinder an die Wirkung der Tropfen, dann helfen sie auch.

Anrufe von zu Hause – ja oder nein?

Sind Anrufe hilfreich, wenn Kinder Heimweh haben? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Es gibt Erzieher, die das Handy im Schul- oder Ferienlager grundsätzlich einkassieren, um allzu häufige besorgte Elternanrufe zu verhindern. Denn diese erschweren es den Kindern, sich auf die neue Umgebung einzulassen. Anderen Kindern hilft es dagegen, mit ihren Eltern zu sprechen, wenn sie Ängste plagen. Deshalb kann ein striktes Handy-Verbot auch kontraproduktiv sein.

Letztlich äussert sich Heimweh bei Kindern immer unterschiedlich. Eltern und Aufsichtspersonen sollten einfühlsam und individuell auf die Ängste der Kinder eingehen, ihnen aber auch immer die Möglichkeit geben, diese allein zu überwinden. Das Kind bei Heimweh vom Ferien- oder Schullager abzuholen, ist keine Lösung. Nur wenn es die schwierige Zeit selbst übersteht, gewinnt es das Selbstvertrauen, um beim nächsten Mal gelassener zu reagieren.

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