Wenn das Kind linkshändig ist

Für ein Kleinkind macht es keinen grossen Unterschied, ob es Rechts- oder Linkshänder*in ist. Die Spiele, die Aktivitäten oder ganz allgemein der Alltag sind für rechts- und linkshändige Kinder gleich. Aber wir stellten amüsiert fest, dass wir unserer Tochter das Besteck, das Glas oder auch die Scheibe Brot zum Essen systematisch auf die rechte Seite des Tellers legten – so wie wir es auch für uns selbst taten! Jetzt haben wir uns angepasst. Aber es dauerte eine Weile, bis es zu einem Reflex wurde, ihre «Utensilien» links vom Teller zu platzieren.

Einige Kinder entscheiden sich erst später. Es kommt sogar häufig vor, dass Kinder in der frühen Kindheit einmal die rechte und einmal die linke Hand benutzen, ohne eine Hand zu bevorzugen. Beispielsweise essen sie mit der rechten Hand, zeichnen aber mit der linken. Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass das Kind beidhändig ist. In der Regel wird beim Erlernen des Schreibens im Alter von sechs oder sieben Jahren schliesslich die dominante Hand eindeutig identifiziert.

Das Schreiben ist übrigens eine der grössten Herausforderungen für linkshändige Kinder. Viele Geräte sind für Rechtshänder und Rechtshänderinnen gedacht und können das Schreibenlernen vor allem in der Schule erschweren. Aber manchmal gibt es auch Alternativen für linkshändige Kinder. Wie zum Beispiel Scheren mit umgekehrter Klingenkreuzung, Stifte mit abgeschrägter Spitze, Bleistiftspitzer, bei denen man gegen den Uhrzeigersinn drehen kann, oder Lineale, bei denen die Null rechts steht.

Aber warum ist mein Kind Linkshänder*in? Das liegt ganz einfach an einer Dominanz der rechten Gehirnhälfte. Früher wurden Linkshänder*innen oft gezwungen, ausschliesslich ihre rechte Hand zu benutzen. Heute weiss man, dass diese Praxis für das Kind nicht förderlich ist. Ganz im Gegenteil! Es ist wirklich wichtig, das Kind seine linke Hand benutzen zu lassen, wenn es sich dabei um seine dominante Hand handelt, und auf keinen Fall zu versuchen, dies zu ändern. Was man jedoch tun kann, ist, das Kind zu begleiten und ihm zu helfen, sich in einer Welt zu entwickeln, die hauptsächlich für Rechtshänder*innen gedacht ist.