Familienalltag
Hello Family Bloggerin Nadja

Der erste Liebeskummer

Wenn sich das einst so fröhliche Kind im Zimmer einschliesst, es hilflos aufs Handy starrt und geknickt auf eine Nachricht wartet, wenn es seufzend aus dem regnerischen Fenster blickt und keinen Hunger mehr hat. Wie helfen wir unseren Kindern, den ersten Liebeskummer durchzustehen?

«The first cut is the deepest», das sang Rod Stewart bereits in meinem Geburtsjahr, wohl aus eigener schmerzlicher Erfahrung. 1976 war das, falls sich das jetzt jemand fragt.Der erste Liebeskummer schmerzt auch vor allem deshalb so sehr, weil man davor noch nicht die Erfahrung gemacht hat, dass er vorübergeht. Eine Erkenntnis, die genaugenommen auch später nicht gross hilft, aber wir wissen immerhin: Wir haben das schon einmal durchgestanden. Hat man diese Erfahrung bereits gemacht, schafft man das auch ein weiteres Mal.

Unsere Kinder wissen das zunächst noch nicht. Plötzlich macht alles keinen Sinn mehr. Das Objekt der Begierde war die einzige Person auf der ganzen weiten Welt, die auch nur ansatzweise in Frage kam und jemals kommen wird. Es ist vorbei. Man wird nie mehr glücklich werden, denken sich unsere Kinder. Und hier ist es an uns, Erste Hilfe zu leisten.

Nun kann es sein, dass das Kind unsere Hilfe nicht will. Dass es sich verschliesst. In solchen Fällen gibt es zwei Möglichkeiten: a) sich zum Kind setzen und ihm vermitteln, dass man da ist, wenn es bereit ist, zu reden, ohne es zu drängen, oder b) man bietet ihm andere Gesprächspartner an (Onkel, Tante, Cousine, Freundinnen oder Freunde).

Wenn es reden möchte: Prima. Die oberste Regel lautet hier ZUHÖREN. Einfach nur zuhören, sodass das Kind abladen kann. Schlaue Ratschläge à la «Liebeskummer lohnt sich nicht my Darling», wie dies 1964 Siw Malmkvist fröhlich sang (ja, ich bin ein 70er Jahre Kind mit Schlagermutter, deshalb kenn ich sowas), sind gerade deplatziert. Das Kind muss ernstgenommen werden. So wie immer, wenn es Sorgen hat. Hilfreich ist für mich dabei immer wieder die sogenannte Technik des «Aktiven Zuhörens», in welcher man zwischendurch immer wieder mal kurz zusammenfasst, was das Kind gesagt hat. Einerseits stellt man so sicher, dass man alles richtig verstanden hat, und anderseits hört das Kind noch einmal von aussen, wie das Gesagte klingt und möchte vielleicht hier und dort korrigieren.

Nun ist das Kind danach natürlich noch nicht von seinem Liebeskummer geheilt, aber das Abladen tut immerhin schon mal ein bisschen gut. Wie auch in den Wald schreien, auf Stofftiere oder Boxsäcke einhauen oder mit dem Velo eine steile Strecke hinaufstrampeln. Ganz generell ist Wut immer ein hilfreicher Katalysator.

Die erste Phase, und die kommt in der Regel vor der Wut, ist die des im Elend-Suhlens. Das ist nichts Schlimmes. Traurige Musik, Tränen, eine Packung Stracciatella-Cornets und RomComs bis zum Umfallen. Die Phase geht manchmal schneller vorüber, als man denkt. Ich denke, es liegt in unserer menschlichen Natur, dass wir dann irgendwann selbst finden: Jetzt isch dänn mal guet.

Danach gibt es verschiedene Methoden, die helfen können, den Schmerz zu lindern. Ablenkung funktioniert in der Regel ganz gut. Je weniger das Kind an den Schwarm oder die Schwärmin denkt, desto weniger verharrt es in der Negativspirale und in Gedanken wie «Ich werde niemals wieder jemand anderen finden». Ablenkung findet sich in all den Dingen, die Freude machen. Ich sage immer, suche dir etwas, das dir gut tut. Das ist natürlich sehr individuell. Aber wenn man jeden Tag etwas hat, worauf man sich freuen kann, hat man jeden Tag einen kleinen Lichtblick. Sich freuen ist ein gutes Gegenmittel.

Was könnte das sein? Sport vielleicht. Gut, vielleicht nicht etwas, wo sich jetzt alle darauf freuen, aber Bewegung hilft, Stress abzubauen. Das beweisen auch zig Studien. Und Liebeskummer ist eine Form von Stress. Man könnte dem Kind aber auch den neuesten Band seiner Lieblingsbuchserie schenken. Gemeinsame Streaming-Abende einplanen, ins Kino gehen oder für ein Wochenende an einen schönen Ort verschwinden. Shoppen gehen oder bei einem Ritual das Föteli verbrennen (natürlich nur unter Aufsicht eines Erwachsenen). Einfach mit dem Kind eine gemeinsame Heilungs-Strategie planen.

Das Allerwichtigste dünkt mich aber, dass wir das Kind und seinen Schmerz ernst nehmen und ihm signalisieren, dass wir da sind und ganz genau wissen, was es durchmacht.

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