Wenn die lieben Kleinen streiten, dann bricht es uns – je nach Stärkegrad – nicht nur immer wieder von neuem ein kleines Stück Herz ab, es nervt auch. Gewaltig. Da will man doch zu Hause einfach nur seinen Frieden haben, im trauten Heim, im sicheren Hafen. UND. DANN. DAS!
Aber, wer selbst Geschwister hatte, weiss: Das ist normal. Es ist wie überall. Bei Haaren. Und Autos. Und Häusern. Und Jachten. Die Pommes der anderen schmecken immer am besten. Einzelkinder wünschen sich sooooo sehnlichst einen Bruder oder eine Schwester. Und Geschwister wünschen sich sooooo sehnlichst, ein Einzelkind zu sein. Manchmal.
Auch wenn das Streiten so ganz grundsätzlich für alle Parteien (auch diejenigen, die sich nur im Nebenraum befinden und eigentlich unheimlich gerne in Ruhe Zeitung lesen oder Netflix schauen würden) anstrengend und aufreibend ist, so hat es tatsächlich auch was Gutes. Im Streit lernen wir ja viel. Über uns. Und über unseren Gegenspieler. Wer die Gabe hat, sein eigenes Verhalten zu reflektieren, der entwickelt sich sogar jedes Mal ein kleines Stück weiter.
Das ganze Leben lang begegnen wir immer wieder Menschen, die uns über kurz oder lang das Leben schwermachen. Sie sitzen am Bahnschalter, auf dem Chefstuhl, gegenüber des eigenen Bürotischs, sie wurden in die Familie eingeheiratet oder unterrichten unsere Kinder. Sie sind überall. Und wer schon früh lernt, mit grossen und kleinen Zerwürfnissen umzugehen, und auch versteht, dass das Geheimnis bei einer Auseinandersetzung die Ruhe selbst ist, der geht etwas entspannter durchs Leben.
Also sagen wir doch einfach Danke, dem Bruder, der Schwester, dafür, dass sie uns herausfordern und uns immer wieder wertvolle Lebenslektionen erteilen.
Einfach gesagt. Klar. Aber vielleicht ein Denkanstoss fürs eigene Kind. «Wird es schwierig, dann nimm es an und lerne.» So weit so gut.
Aber was machen wir Eltern dann? Wie sollen wir reagieren, wenn sich die Brut Saures gibt?
Wenn keine akute Verletzungsgefahr droht – weder körperlich noch psychisch – so tun wir gut daran, uns möglichst wenig einzumischen. Aber natürlich sind wir die erste Anlaufstelle. «Der Bruder hat dies», «die Schwester hat das.» Und meistens waren wir selbst nicht dabei. Und wir wissen aus eigener Erfahrung, dass es in solchen disharmonischen Momenten so viele Versionen wie involvierte Interessensgruppen gibt. Also bleiben wir unparteiisch.
Ich empfehle den Kindern jeweils, selbst eine Lösung für ihr Problem zu finden. Betone, dass ich mir sicher bin, dass sie das schaffen. Und siehe da. Sie schaffen es. Fast jedes Mal.