Ob ein Kind eher abenteuerlustig oder ruhig, zurückhaltend oder rastlos ist: Beulen, kleine Wunden und andere Wehwehchen gehören im Familienalltag dazu. Wir alle gehen unterschiedlich mit Schmerzen um. Und so habe ich gelernt, dass die Reaktion, die für meine ältere Tochter angemessen ist, wenn sie sich verletzt hat, nicht unbedingt auch für meine jüngere Tochter geeignet ist.
Was tun bei Wehwehchen?
Was ist zu tun, wenn sich ein Kind wehgetan hat und allenfalls weint? Und wie soll man sein Kind in solchen Situationen beruhigen? Als Mutter von zwei Mädchen, die sehr unterschiedlich auf Wehwehchen reagieren, erzähle ich Ihnen gerne von meinen Erfahrungen.
Jedes Kind reagiert unterschiedlich
Meine ältere Tochter ist sehr schmerzempfindlich und fühlt sich schon beim blossen Anblick von Blut richtig schlecht. Kleine Wunden, Insektenstiche oder Prellungen können so zu einem Riesenproblem werden. Manchmal ist es sogar schwierig, ihr die Haare zu bürsten, ohne dass es sie schmerzt. Dank ihrer extremen Sensibilität weiss ich sofort, wenn etwas nicht stimmt. Denn sie zögert nicht, ihre Not lautstark zu bekunden. Sie kann schnell in Panik geraten und ist dann nicht mehr in der Lage, ruhig zu reagieren, Hilfe zu verlangen und mir die Situation zu erklären. Im Gegensatz dazu ist die Kleine sehr draufgängerisch und wagt sich ohne Angst überall hin. Manchmal fällt sie hin, wenn sie zum Beispiel auf dem Spielplatz zu schnell rennt. Wenn es sich um einen Kratzer oder eine kleine Beule handelt, steht sie schnell wieder auf und spielt weiter, ohne mich um Hilfe zu bitten.
Das A und O: Kind beruhigen
Anstatt die Situation herunterzuspielen, beruhige ich meine Kinder lieber mit einer ruhigen Stimme. Ich gehe in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihnen zu sein, und bitte sie, im Rhythmus meines Atems zu atmen – das wirkt beruhigend. Ich sage ihnen, dass ich mir genau anschaue, was passiert ist, damit ich die Verletzung beurteilen kann. Auch wenn es mir manchmal schwerfällt, sie leiden zu sehen, versichere ich ihnen, dass alles gut wird. Ohne das Wehwehchen zu verharmlosen, erkläre ich ihnen, was ich als Nächstes tun werde, um ihre Wunde zu versorgen: reinigen, desinfizieren und wenn nötig verbinden. Wenn sie die nächsten Schritte kennen, beruhigen sie sich in der Regel schnell.
Wehwehchen ernst nehmen
Ich sage nie: «Hör auf zu weinen, das ist doch nicht schlimm!» (auch wenn ich manchmal Lust dazu hätte), denn die Antwort lautet meist «Aber es tut sooo weh» und dann weint das Kind in der Regel noch mehr. Wenn sich eine meiner Töchter verletzt, sage ich lieber: «Mach dir keine Sorgen, ich schaue mir das an und verarzte dich, alles wird gut.»
Und was ist mit dem Zauberkuss? Ich wende ihn schon seit langem an und gebe noch eine kleine Umarmung dazu. Nach diesem beruhigenden Moment sind die Kinder meist wieder bereit für neue Abenteuer und spielen weiter, als wäre nichts geschehen. Schliesslich geht es darum, zwischen kleinen, alltäglichen Wehwehchen und Verletzungen, die professionelle Hilfe erfordern, zu unterscheiden. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind eine professionelle Versorgung braucht, sollten Sie unbedingt zum Kinderarzt oder in die Notaufnahme gehen.