Hello Family Bloggerin Nadja

Der Knigge für's Kind

Die gesellschaftlichen Höflichkeitsnormen haben sich im Laufe der Jahre verändert. Das ist einerseits gut, anderseits dann aber auch wieder nicht so sehr. Welche Anstandsbasics müssen Kinder heute können? Und wie lernen die Kinder diese Regeln?

Ich bin manchmal etwas hin- und hergerissen. Als Kind flössten mir alle Erwachsenen grossen Respekt ein, die Eltern meiner Freundinnen und Freunde siezte ich natürlich, und niemals hätte ich mich getraut, meinen Standpunkt zu vertreten, auch wenn ich fand, dass mir Unrecht geschah. Vor allem bei Letzterem finde ich es gut, dass sich Kinder heute wehren. Doch sollte dies immer auf respektvolle Weise geschehen. Siezen mich heute Kinder, finde ich das schön, aber ich biete dann auch recht schnell das Du an.

Die Entwicklung zu einem lockereren Umgang begrüsse ich, doch sind damit auch ein paar Basics verloren gegangen, die ich im gesellschaftlichen Zusammenspiel zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und zuweilen auch am Tisch vermisse. Gute Umgangsformen kommen nie aus der Mode, sondern werden meines Erachtens auch heute noch geschätzt. Es scheint mir unerlässlich, dass wir Eltern unseren Kindern die nötigen Regeln beibringen, die das gesellschaftliche Zusammenleben für alle angenehmer machen. Dazu soll jeder seinen Teil beitragen. Diese Verhaltensregeln lernen die Kinder nicht in der Schule und nicht auf dem Spielplatz. Sie lernen sie zuhause und idealerweise von ganz klein auf. «Bitte» und «Danke» sind Höflichkeits-Grundlagen, die bereits in den frühesten Sprachschatz gehören. 

Wichtig scheinen mir vor allem folgende fünf Punkte:

Begrüssung

Bei der Begrüssung sollen Menschen – auch wenn das während der Pandemie etwas verloren ging – einander die Hand reichen und sich dabei in die Augen blicken. Wird die Hand nicht gereicht, dann regelt die Körpersprache den Rest. Das i-Tüpfelchen wäre dann noch der Name. Grüezi Frau Müller. Hoi Stephan. Aber da würde ich allenfalls noch ein Auge zudrücken.

Leute nicht zulabern

Manche Kinder reden gerne ununterbrochen und sprechen sofort alles aus, was ihnen gerade durch den Kopf geht. Das kann für eine Weile wirklich sehr putzig sein, doch irgendwann wird es nervig. Behutsam kann dem Kind mit dem Älterwerden zu verstehen gegeben werden, dass die Berichterstattung auch etwas gestutzt werden kann. Das Ziel dabei ist, dass es Zurückhaltung lernt, aber auch echtes Interesse an anderen Personen zeigt – andere ausreden lässt, niemandem ins Wort fällt. Sich so verhält, dass ein Gespräch nicht anstrengend wird und Leute ihm nicht instinktiv aus dem Weg gehen, wenn sie es irgendwo erspähen.

Nicht schlecht über andere reden

Das tut man einfach nicht, und wenn man dennoch Kritik am Benehmen einer anderen Person äussern möchte, dann wählt man die Worte mit Bedacht. Tratschen und urteilen ist uncool. Erstens steckt man selbst nicht in der Haut des Anderen, und es zeugt von wenig Feingefühl, andere Menschen zu verurteilen. Zweitens fällt es schwer, Leuten zu vertrauen, die schlecht über Andere sprechen. Man macht sich damit auf beiden Seiten keine Freunde.

Respekt

Grundsätzlich sollten auch Kinder alle Menschen mit Respekt behandeln: Junge, Alte und auch andere Kinder. Das wäre wünschenswert, ist aber auch Teil der kindlichen Entwicklung. Das Kind lernt selbst, dass Worte wehtun können. Und es wird lernen, Bösgemeintes zu dosieren und irgendwann ganz darauf zu verzichten. Besonders aber alle Menschen, die älter sind und somit länger auf diesem Planeten weilen, gilt es respektvoll zu behandeln. Jüngere Generationen sollen zum Beispiel älteren Menschen die Sitze in öffentlichen Verkehrsmitteln anbieten. Ein weiterer Punkt ist die Ausdrucksform. Ist das eigene Vokabular voller Kraftausdrücke und wird ausgiebig geflucht, so ist das unschön und wirft ein schlechtes Bild auf einen selbst. Auch daran lässt sich bereits im Kindesalter feilen.

Tischmanieren

Gutes Benehmen am Tisch ist ein grosses Thema. Es fällt sofort auf, wenn man keine Tischmanieren hat. Die Basics sind hier: Die Ellenbogen gehören nicht auf den Tisch, die Hände gehören nicht unter den Tisch. Es wird nicht geschmatzt, nicht über den Tisch gelehnt, um sich etwas zu holen (man fragt die Person, die am nächsten sitzt, ob sie es reichen könne). Es wird nicht mit vollem Mund geredet, und es wird mit Besteck gegessen, und zwar korrekt gehalten. Getrunken wird erst, nachdem heruntergeschluckt wurde, und die Serviette gehört auf den Schoss. Beim Apéro tunkt man sein abgebissenes Irgendwas nicht nochmals in den Dip, in den auch andere dippen. Und natürlich sitzt man gerade am Tisch, fängt erst an, wenn alle etwas vor sich haben (oder in einer grösseren Runde diejenigen um einen herum) und steht erst auf, wenn alle fertig gegessen haben. Weil wir Erwachsenen aber gerne sehr lange am Tisch sitzen, dürfen Kinder (aber auch erst dann, wenn alle fertig sind) fragen, ob sie aufstehen dürfen.

Also. Im Grunde ist das alles gar nicht so schwierig. Und es liegt ohnehin in der Natur des Kindes, dass es alles hundertmal zu sagen bekommen muss, bis es dann auch wirklich funktioniert. Aber das sollte es uns Erwachsenen wert sein. Wenn die guten Manieren sitzen, wird es das Kind später einfacher haben und selbst auch mit mehr Respekt behandelt werden.

Und wie bringen wir den Kindern dies nun alles bei? Leben wir selbst gute Umgangsformen vor und verfügen wir selbst über eine gewählte Ausdrucksweise, kann eigentlich gar nichts schiefgehen.

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