Hello Family Bloggerin Nadja

Eltern unter Erziehungsdruck

Sobald man die Kinder unter Schmerzen auf die Welt gepresst hat und vielleicht sogar einen kurzen Moment lang denkt, dass jetzt das Schlimmste vorüber ist, fängt es erst an.

Ab jetzt kann man es nur noch falsch machen. Für irgendwen. Die Mutter, die Schwiegermutter, den genervten älteren Herrn im Bus oder die beste Freundin, die wegen unterschiedlicher Erziehungsauffassungen vielleicht bald auch gar nicht mehr so sehr die beste Freundin ist.

Die Erziehung ist ein heikles Thema. Und ein sehr persönliches. Und sehr erfolgsversprechend, wenn man anderen auf die Füsse treten möchte. Nichts trifft so sehr ins Herz wie die Kritik an der eigenen Erziehung. Und dabei gibt es auch überhaupt keinen Masterplan, an den man sich halten kann. Dafür aber viele inhaltlich voneinander stark abweichende Erziehungsratgeber. Zum Beispiel die juulsche Theorie der liberalen Nicht-Erziehung. Oder die eberhardsche Auffassung, dass wir mit dieser liberalen Augenhöhen-Einstellung unsere Kinder zu Rotzlöffeln erziehen. Und beide haben Recht. 

Es ist ja auch alles sehr kompliziert geworden. Früher hatte der Grossteil der Erwachsenen die gleichen Werte, man war sich einig, was sich gehörte und was nicht. Und die Verwandtschaft erzog knallhart mit. Obwohl es natürlich in unser aller Interesse ist, dass wir uns diesbezüglich weiterentwickelt haben, ist damit auch Verwirrung und Unsicherheit aufgekommen. Wie um Gotteswillen erzieht man denn jetzt? So bisschen was dazwischen? Ein bisschen streng, ein bisschen laisser-faire? 

Aber egal wie wir erziehen, irgendjemand findet sich immer, der da noch ein gewisses Optimierungspotenzial erkennt und das auch ungefragt kundtut. Wenn wir uns jedoch im Klaren sind, dass diese Personen a) unsere Kinder nicht so kennen, wie wir sie kennen, b) sie nicht mit der familieninternen Dynamik vertraut sind, und c) es sie im Grunde nichts angeht, dann kann man die Kritik mit einem inneren Lächeln wie ein Wattebäuschchen abprallen lassen. 

Wenn wir uns in einem ersten Schritt unsere Werte bewusst machen, wissen, was uns WIRKLICH wichtig ist, was wir weitergeben möchten und was nicht, dann stärken wir damit unser erzieherisches Selbstbewusstsein. Und dann prallt Kritik eher an uns ab. Gleichzeitig sollten wir Verständnis dafür aufbringen, dass andere Leute eben auch andere Wertvorstellungen haben und diese respektieren. Wenn wir unser Bestes geben, kann so viel nicht falsch laufen. Vieles machen wir intuitiv richtig. Und solange wir unser eigenes Verhalten auch mal hinterfragen und überdenken, dann ist alles gut. Fehler gehören dazu. Wichtig ist nur, dass wir sie erkennen und vielleicht sogar thematisieren. Dann können wir es beim nächsten Mal besser machen. Die Kinder laufen uns ja nicht weg. Vorerst.

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