Hello Family Bloggerin Nadja

Warum wollen wir Kinder?

Irgendwann entsprang offenbar in uns allen der Wunsch, Kinder haben zu wollen, sonst wären wir nicht hier auf diesem Blog unterwegs. Früher hatte man einfach Kinder, das war der natürliche Lauf der Dinge. Heute können wir uns dafür oder dagegen entscheiden. Warum entscheiden wir uns dafür?

Es sind die weltpolitische Lage, die Klimaveränderung, die gesellschaftliche Entwicklung, die knapper werdenden Ressourcen. Viele, die keine Kinder wollen, wollen sie einfach nicht in diese Welt setzen. Andere, die keine Kinder wollen, verspüren einfach wenig Lust dazu, sich aufzuopfern, ihr Leben umzustellen. Alles legitim. Aber was ist mit uns? Wir, die Kinder wollen? Warum wollen wir Kinder?

Kürzlich las ich einen Artikel über einen indischen Antinatalisten. Der Antinatalismus ist eine Philosophie, die aus ethischen Gründen ein Ende der Fortpflanzung fordert. Anhänger dieser Philosophie gehen davon aus, dass die Welt eine bessere wäre ohne Menschen. Und da haben sie sicherlich nicht unrecht. Gleichzeitig sei jedes Leben auch mit Schmerz und Leid verbunden und das solle den noch Ungeborenen erspart bleiben. Der Antinatalist aus dem Artikel ging sogar soweit, dass er eine Klage gegen seine Eltern einreichte, weil seine Geburt ohne seine Einwilligung erfolgte. Das ist natürlich absurd und pure Provokation. Aber die Idee dahinter ist, das Thema auf den Tisch zu bringen. Eine Diskussion in Gang zu bringen. Einen natürlichen Vorgang infrage zu stellen.

Gerade in Indien stellt sich die Frage ja oftmals nicht, ob man Kinder haben möchte oder nicht. Man kriegt sie einfach. Kinderlose werden schiefer angesehen als hier. Aber auch bei uns werden Paare ja oftmals ungeniert gefragt, wie es mit dem Kinderkriegen aussieht, weil man davon ausgeht, dass Paare nun mal Kinder kriegen. Insbesondere nach einer Hochzeit. Da werden Kinder zur Pflicht. Das entspricht unserem Weltbild.

Warum aber entscheiden wir uns ganz bewusst für Kinder? Geht es darum, unsere Gene weiterzugeben? Geht es darum, einem Wesen beim Wachsen zuzusehen? Möchten wir erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man bedingungslos geliebt wird? Oder geht es darum, einem Wesen ein Leben zu schenken? Und sich dabei selbst aus seinem Lebensmittelpunkt zu schleudern. Ist das Kinderkriegen somit ein völlig selbstloser Akt? Oder denken wir, dass erst ein Kind unser Leben mit Sinn erfüllt? Ist Kinderkriegen gar ein rein egoistischer Akt?

Wenn wir also mal in Ruhe darüber nachdenken, tiefer gehen: WARUM haben wir uns ein Kind gewünscht?

Ich habe lange darüber nachgedacht und kann es nicht so genau sagen. Es war sicherlich kein Vernunftsentscheid. Ich ging ganz nüchtern betrachtet davon aus, dass auf mich mehr Sorgen, mehr Arbeit, mehr Stress, mehr graue Haare und dafür weniger Geld, Freizeit und Schlaf zukommen. Und ich sollte Recht behalten. Dennoch wünschte ich mir ein Kind. Das war ein Bauchentscheid. Ein Gefühl. Ein Wunsch, dessen Herkunft und Basis ich nicht genau erörtern kann. Vielleicht liegt das in den Genen, vielleicht hat dies tatsächlich mit dem natürlichen Lauf der Dinge zu tun, dem ich hilflos ausgeliefert war.

Im Nachhinein bin ich froh, dass ich mich diesem Gefühl und diesem Wunsch hingab. Ich teile mein Heim heute mit zwei liebevollen, intelligenten, schlagfertigen und humorvollen Schulkindern, die mir nicht selten den letzten Nerv ausreissen, aber mich jeden Tag fordern, mich über mich hinauswachsen lassen, mir den Spiegel vorhalten. Dabei unterstützen wir uns alle ganz unbewusst dabei, uns weiterzuentwickeln. Wir lieben uns bedingungslos, im Frieden wie im Streit und wenn sie nicht da sind, fehlen sie mir. Heute weiss ich, dass es die richtige Entscheidung war.

Aber warum ich mich damals für Kinder entschieden habe, was letztlich den Ausschlag gab, das kann ich bis heute nicht wirklich klar in Worte fassen. Und ihr?

Weitere Blogberichte von Nadja

Werbung