Familienalltag
Hello Family Blogger Andreas

Rituale am Familien-Esstisch

Viele Familien beginnen das Essen mit einem gemeinsamen Lied oder hören zusammen Nachrichten. Solche Gewohnheiten haben wir (noch) nicht. Trotzdem gibt es bei uns Rituale am Esstisch, die wir unseren Kindern vorleben bzw. es zumindest versuchen.

Unter der Woche essen wir – wenn immer möglich – als Familie gemeinsam, bzw. die Kinder essen nie allein. Beim Mittagessen ohne und beim Znacht mit Mami. Beim Morgenessen reicht es meistens nicht, da die «Abfahrtszeiten» zu unterschiedlich sind. Wir geniessen diese mehr oder weniger ruhige Familienzeit und nutzen sie, um uns über den Tag auszutauschen und um Pläne zu schmieden. Es ist auch ein Innehalten, bevor es weitergeht – sei es mit Nachmittags-Aktivitäten oder mit dem Ins-Bett-Gehen.

Wenn die Kinder am Mittag von der Schule bzw. dem Kindergarten heimkommen, bin ich meist noch am Kochen. Dann läuft Folgendes ab: Händewaschen, Tischdecken und einen Moment warten, bis die Teller am Tisch sind. Eine Zeit lang haben wir es mit fixen Ämtli probiert. Damals war meine Tochter dafür zuständig, dass es immer eine Rolle Haushaltspapier am Tisch hat und unser Sohn hat Getränke und Gläser aufgetischt. Leider hat das nicht immer so gut funktioniert und so gibt’s heute spontane Anweisungen, die mal mit mehr und mal mit weniger Begeisterung ausgeführt werden.

Mit dem Essen fangen wir gemeinsam an – und zwar erst, wenn alle am Tisch sind. Dies wird je nach Essen nicht eingehalten und es wird schon vorher zugegriffen. In diesem Fall lohnt es sich, einen Apéro (z.B. Gurken- oder Rüeblisticks) bereitzuhalten.

Mit folgenden drei Regeln haben wir früh angefangen, doch sie werden von unseren 6 und 8 Jahre alten Kindern noch nicht gelebt und eingehalten (in Klammern jeweils unsere Gedanken dazu):

  • Man spricht nicht mit vollem Maul (die Gedanken sind zu schnell und es muss ohne Unterbruch berichtet werden)
  • Füsse gehören nicht auf den Tisch (manchmal scheint es, dass die Füsse auch Hunger haben...)
  • Man benutzt zum Essen Besteck (man könnte meinen, Messer und Gabel sind die grössten Feinde meiner Kinder)

Zum letzten Punkt ist zu sagen, dass Wienerli oder Pommes natürlich von Hand gegessen werden können. Bei allem anderen droht aber das Abräumen des gesamten Tisches, wenn man erwischt wird – das gilt auch für uns Eltern. Immer wieder machen wir einen Piratentag, bei dem nach Lust und Laune mit der Hand gegessen wird – ohne Konsequenzen, aber mit der Haushaltspapierrolle in Griffnähe.

Der Fokus am Esstisch ist auf das Essen und Erzählen vom Tag gerichtet. Bücher, Zeitungen, Spielzeug oder das Handy haben am Familientisch nichts verloren – ausser am Sonntagmorgen, wenn wir Eltern der Lektüre der Sonntagszeitung frönen. Und, wie bereits in meiner Kindheit, läuft der Fernseher während grossen Sportveranstaltungen ausnahmsweise auch einmal beim Essen. ABER nur dann.

Grundsätzlich verlässt man den Tisch erst, wenn alle mit dem Essen fertig sind. Das gelingt nicht immer, oft muss eines der Kinder ganz dringend aufs WC und kommt dann nicht mehr zurück. Daran arbeiten wir derzeit.

Zum Ritual gehört auch, dass nach dem Essen der eigene Teller abgeräumt wird. Wenn man besonders «gruusig» gegessen hat, gibt es noch ein Zusatzämtli: Unter dem Tisch aufwischen ist dann angesagt. Das kommt derzeit noch recht häufig vor und wird mittlerweile mit weniger Maulen erledigt als auch schon.

So hat sich bei uns eine Tischkultur entwickelt, die sich über die nächsten Jahre sicher noch festigen und verändern wird. Bei den genannten Grundregeln lassen wir aber nicht mit uns reden, da bleiben wir standhaft!

Weitere Blogberichte von Andreas

Werbung