Aufräumen: Kinder müssen Ordnung erst lernen

Legosteine so weit das Auge reicht, und nicht ein Zentimeter freier Kinderzimmerboden – Eltern verzweifeln bei diesem Anblick. Kinder dagegen fühlen sich im Chaos richtig wohl. Was Ordnung bedeutet, wissen sie noch nicht. Wie so vieles, müssen Kinder auch das Aufräumen erst lernen.

Aufräumen? Für Kinder nicht nötig

Alle Eltern kennen das: Wenn es nach dem Spielen ans Aufräumen geht, stehen sie plötzlich alleine da. Nehmen Sie es nicht persönlich; Ihr Kind lässt Sie nicht mit Absicht hängen. Es sieht vermutlich einfach nicht die Notwendigkeit, sein Zimmer aufzuräumen. Kinder kommen nämlich nicht mit einem Ordnungssinn auf die Welt. Gerade in den ersten Jahren ist die ganze Welt für sie ein aufregendes Chaos – dass es so etwas wie Strukturen und Ordnung gibt, müssen sie erst lernen.

Sie möchten, dass Ihr Kind einen Ordnungssinn entwickelt? Dann müssen Sie es ihm vorleben. Wenn Sie selbst darauf achten, Ihre Wohnung sauber und ordentlich zu halten, wird Ihr Kind Ihrem Beispiel mit ein bisschen Anregung bald folgen. Bringen Sie Ihren Kindern bei, warum Aufräumen wichtig ist: Zum Beispiel, weil man dann seine Sachen schneller wiederfindet oder weil man besser spielen kann, wenn man nicht ständig auf Legosteine tritt.

Wie Sie Kindern das Aufräumen beibringen

Wenn Eltern die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und vorwurfsvoll ein „Räum endlich auf!“ in den Raum werfen, ist damit wenig gewonnen. Schon 2-jährige Kinder können aufräumen lernen – wenn man es ihnen richtig vermittelt. Mit diesen Tipps bringen Sie Ihrem Kind spielerisch bei, Ordnung zu halten.

  • Spielerisch vorgehen: Aufräumen soll Kindern Spass machen. Nur dann machen sie es gerne. Achten Sie daher darauf, dass es nicht zu einem Zwang oder einer Bestrafung wird. Fangen Sie stattdessen früh damit an, das Aufräumen in die gemeinsame Spielzeit zu integrieren. Zum Beispiel: Die Autos müssen jetzt in die Garage fahren oder alle Stofftiere zum Schlafen in die Kiste.
  • Konkrete Anweisungen geben: Abstrakte Befehle wie «Räum endlich auf!» sind wenig hilfreich. Geben Sie stattdessen konkrete Anweisungen: «Bauklötze in die Box» oder «Bücher ins Regal» sind Aufträge, denen Kinder eher folgen können als einem «Räum auf!».
  • Kindgerechte Regale und Boxen: Wenn Kinder alleine aufräumen sollen, müssen die Regale und Spielzeugkisten im Kinderzimmer so beschaffen sein, dass sie problemlos herankommen. Mit Farben und Bildchen können Sie kennzeichnen, wo welches Spielzeug hingehört und es den Kleinen so noch leichter machen.
  • Seien Sie nicht zu pingelig: Nicht alles muss immer perfekt aufgeräumt sein. Kinder spielen oft mehrere Tage mit einer Sache und möchten ein Legohaus, das sie mit Mühe aufgebaut haben, am Abend nicht wieder einreissen, nur damit es ordentlicher aussieht.
  • Klare Regeln aufstellen: Kinder lieben die tägliche Routine. Legen Sie fest, dass jeden Abend aufgeräumt wird oder bestehen Sie darauf, dass das Spielzeug, mit dem Ihr Kind gerade nicht spielt, erst weggeräumt werden muss, bevor es das nächste holt. An solch einer Struktur kann Ihr Kind sich besser orientieren als an willkürlichen Anweisungen.
  • Aufräumen ankündigen: Kündigen Sie Ihrem Kind die Aufräumzeit mindestens 15 Minuten vorher an, um es nicht abrupt aus dem Spiel zu reissen.
  • Spielzeug regelmässig aussortieren: Mit überfüllten Schränken fällt das Aufräumen schwer. Sortieren Sie deshalb kaputtes oder nicht mehr altersgerechtes Spielzeug regelmässig aus, um das Kinderzimmer überschaubar zu halten.
  • Mithelfen: Niemand kann von einem Kleinkind erwarten, dass es sein Zimmer alleine aufräumt. Selbst bei Schulkindern ist manchmal noch Unterstützung gefragt, zum Beispiel bei der Organisation der Schulsachen.

Wenn Kinder ihre eigene Ordnung entwickeln

Mit fünf oder sechs Jahren sollte das Aufräumen für die meisten Kinder kein Problem mehr sein. Jetzt werden sie zunehmend selbstständiger und wollen ihr Zimmer selbst organisieren, statt der Ordnung ihrer Eltern zu folgen. Lassen Sie ihnen (bis zu einem gewissen Grad) diese Freiheit. Dann sind sie auch eher darauf bedacht, die Ordnung aufrechtzuerhalten.

Werden Absprachen nicht eingehalten, bleiben Sie konsequent. Bestehen Sie darauf, dass Ihre Kinder ihr Zimmer selbst aufräumen – auch wenn es vielleicht schneller gehen würde, wenn Sie es machen. Setzen Sie dabei nicht auf Belohnungen. Das erweckt den Eindruck, als wäre Aufräumen etwas, das man nicht gerne freiwillig macht.

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