Wir verlieben uns, gehen mit unseren Partnern freudig zu zweit durch die Welt und irgendwann verspürt man vielleicht einen Kinderwunsch. Bei den einen passiert das, wenn sie noch recht jung sind, bei den anderen irgendwann später. Schliesslich spricht man es an und idealerweise geht es dem Gegenüber genauso und alles ist wunderbar. Wenn aber der Partner oder die Partnerin kein Kind möchte, ist es, so zeigen es die Erfahrungen in meinem Umfeld, absolut sinnlos Druck auszuüben oder den anderen überreden zu wollen. Kein Kind zu wollen, ist genauso legitim, wie ein Kind zu wollen. Auch wenn dies bedeutet, dass – wenn nicht beide denselben Wunsch verspüren – sich die Wege mit grosser Sicherheit irgendwann trennen werden, da ein tiefsitzender Wunsch nicht erfüllt werden kann. Das Thema wird immer und immer wieder für Konflikte sorgen.
Bei uns war es so, dass schon nach recht kurzer Beziehungszeit eine Person anfing, das Thema Kinder zu thematisieren. Die andere fand das schon auch spannend, bekam dann aber auch schnell kalte Füsse. Sobald sich dann derjenige, der zunächst kalte Füsse bekam, doch für das Thema erwärmte, wurde dem anderen wieder bange. So ging das eine Weile hin und her, bis es sich einpendelte und beide gleichzeitig den Wunsch verspürten, sich in das Abenteuer Familie zu stürzen. Der Wunsch war aber immerhin bei beiden immer irgendwie da, wenn auch anfangs nicht gleichzeitig.
Was genau hinter dem Wunsch steckt, Eltern zu werden, konnte ich nie richtig erfassen. Ist es die Sehnsucht nach dieser überwältigenden selbstlosen Liebe? Ist es der Wunsch nach der Reproduktion der eigenen DNA? Möchte man als sich liebende Menschen etwas Gemeinsames erschaffen? Ist man geblendet von einem über Film und Werbung geprägten idyllischen Familienbild? Entsteht dieser Wunsch nach Fortpflanzung oft einfach ganz automatisch, weil wir so programmiert sind?
Ich selbst konnte es für mich nie ganz definieren, was genau hinter dem Kinderwunsch steckt. Ich empfand es als ein nicht definierbares Gefühl, das einfach da war. Was wirklich dahinter steckte, das grosse WARUM in zwei-drei knackige Sätzen verpackt, das erschloss sich mir nie. Ich kann es heute noch nicht sagen. Ich wollte einfach. Und ich bin heute – 15 Jahre später – mit der gesammelten Erfahrung und dem Wissen, dass es sehr oft echt nicht einfach ist, Eltern zu sein, unfassbar glücklich darüber, dass ich damals diesen Wunsch verspürte und das grosse Glück hatte, diese zwei Kinder kriegen zu dürfen. Aber das bin ich. Ich verstehe auch alle meine Freunde, die sagen, dass Familie nichts für sie ist.
Die Familienplanung tangiert so einige Themenfelder. Den Job einerseits. Wie geht's weiter, wenn ein Kind da ist? Wie teilt man die Arbeit auf? Job und Kinder sind nach wie vor nur sehr schwer vereinbar und wir stecken da noch immer in veralteten Rollenbildern fest. Wie möchte man dies selbst handhaben? Sieht sich jemand total in der Ernährerrolle oder geht man das gemeinsam an? Und anderseits natürlich das Thema Finanzen. Reicht es? Wieviel braucht man? Wie und wo will man wohnen? Welche Wahlmöglichkeiten hat man überhaupt?
Meines Erachtens wird im Vorfeld zu wenig Augenmerk auf die Werte gelegt. Wie möchte man das Kind erziehen? Welche Regeln sollen gelten? Wie war das bei einem selbst zu Hause? Was möchte man beibehalten, was lieber nicht?
Wenn man all diese Themen durchgekaut hat und sich einig ist, rückt dann auch schon bald die aktive Familienplanung ins Zentrum. Geschieht es auf natürlichem Weg? Vielleicht sogar fast schon von selbst? Oder kann vielleicht eine Zyklustabelle unterstützen? Es gibt ja auch zig Apps, die die fruchtbaren Tage anzeigen und einen an die Hand nehmen. Zyklustabellen garantieren natürlich keine Schwangerschaft, aber man hat etwas, woran man sich festhalten kann.
Wenn es eine Weile nicht klappt, kann dies sehr belastend sein und die Freude an der aktiven Familienplanung stark bremsen sowie die Romantik am eigentlichen Akt hemmen. Gerade auch mit zunehmendem Alter nimmt die Fruchtbarkeit stark ab, was dann wiederum zeitlichen Druck auslöst. Und das ist verständlich, denn mit jedem Mal, wo es nicht klappt, steigt auch die Angst, dass es vielleicht gar nie klappen könnte. Und natürlich ist es leicht gesagt, dass man einfach entspannt bleiben soll, da sich Stress negativ auf den Körper auswirkt und dies die Schwierigkeiten fördern kann. Aber es bleibt uns letztlich nichts anderes übrig.
Das Loslassenkönnen ist rund um die Familienplanung eine bedeutsame Eigenschaft. Ich glaube, das ist rückblickend sogar eine meiner wichtigsten Learnings. Sich dem hingeben, was ist. So wie es die Stoiker seit Jahrhunderten predigen. Man kann planen, wie man will und sich das Leben als Familie in den buntesten Farben ausmalen. Letztlich kommt es so, wie es kommt und nicht immer so wie geplant. Und selbst wenn werden wir ziemlich schnell ins kalte Fahrwasser des Loslassens geschmissen. Egal in welchem Stadium man sich befindet. Das Loslassen ist von Anfang an präsent und geht Hand in Hand mit der ganzen Familienplanung. Loslassen von schön zurecht gebüschelten Vorstellungen, wie es dann sein wird mit dem Kind, loslassen von Idealen, loslassen von dem Bild, wie wir das Kind gerne hätten, und letztlich loslassen des Kindes selbst, das irgendwann loskrabbelt und die Welt für sich entdeckt. Kindergarten, Schule, Auswärtsübernachtungen, Klassenlager, Ausbildung, Sportlager im fernen Ausland, Ferien allein. Und irgendwann zieht es aus.
Wer sich der Familienplanung hingibt, ist also gut darin beraten, den Fakt des Loslassenmüssens miteinzubeziehen. Planung ist gut und gibt Sicherheit, wer aber loslassen kann, geht alles in allem gelassener durch die Familienzeit.