
Ich verwöhne meine Kinder doch nicht! Das machen höchstens die Grosseltern. Oder die Nachbarn. Aber ich doch nicht. Ganz sicher nicht! Oder etwa doch?
Beim Wocheneinkauf im Coop ist es schon fast Tradition. Meine Tochter möchte eine Butterbrezel und mein Sohn ein Schoggibrötchen. Meist bekommen sie das auch. Ab und zu gibts ein Glacé und das Prinzessinnen-Ritter-Dinosaurier-Heftchen landet hin und wieder im Einkaufswagen. Doch verwöhne ich damit meine Kinder zu sehr?
Zuerst sollten wir uns Gedanken darüber machen, was «Verwöhnen» überhaupt bedeutet. Der österreichische Psychotherapeut Alfred Adler definierte den Ausdruck vor etwas mehr als 100 Jahren als Erziehungsstil, der «durch die Tendenz der Erzieher geprägt ist, Kindern in behütender Absicht auch einfache Aufgaben abzunehmen und jeden Wunsch zu erfüllen». Will heissen: Man kann in gewissen Situationen nicht per se von «Verwöhnen» sprechen. Die Butterbrezel und das Schoggibrötchen sind für uns mehr eine Tradition als das simple Erfüllen eines Wunsches. Auch ein Heft oder ein Spielzeug gibt es nicht jedes Mal, wenn die Kinder das möchten. Ganz im Gegenteil. Oft ist meine Antwort «Nein» und das wird so auch akzeptiert – mal besser, mal schlechter. Meinen Kindern ist also grundsätzlich klar, dass ich ihnen nicht jeden Wunsch von den Augen ablese.