Familienalltag
Hello Family Blogger Jérôme

Verwöhnen wir unsere Kinder zu sehr?

Wie schnell hat man seine Kinder verwöhnt. Doch was bedeutet eigentlich «Verwöhnen»? Wann kann man davon sprechen, wo soll man die Grenzen ziehen? Und liegt das Schoggibrötchen nach dem Einkauf noch drin? Hier meine Gedanken dazu.

Ich verwöhne meine Kinder doch nicht! Das machen höchstens die Grosseltern. Oder die Nachbarn. Aber ich doch nicht. Ganz sicher nicht! Oder etwa doch?

Beim Wocheneinkauf im Coop ist es schon fast Tradition. Meine Tochter möchte eine Butterbrezel und mein Sohn ein Schoggibrötchen. Meist bekommen sie das auch. Ab und zu gibts ein Glacé und das Prinzessinnen-Ritter-Dinosaurier-Heftchen landet hin und wieder im Einkaufswagen. Doch verwöhne ich damit meine Kinder zu sehr?

Zuerst sollten wir uns Gedanken darüber machen, was «Verwöhnen» überhaupt bedeutet. Der österreichische Psychotherapeut Alfred Adler definierte den Ausdruck vor etwas mehr als 100 Jahren als Erziehungsstil, der «durch die Tendenz der Erzieher geprägt ist, Kindern in behütender Absicht auch einfache Aufgaben abzunehmen und jeden Wunsch zu erfüllen». Will heissen: Man kann in gewissen Situationen nicht per se von «Verwöhnen» sprechen. Die Butterbrezel und das Schoggibrötchen sind für uns mehr eine Tradition als das simple Erfüllen eines Wunsches. Auch ein Heft oder ein Spielzeug gibt es nicht jedes Mal, wenn die Kinder das möchten. Ganz im Gegenteil. Oft ist meine Antwort «Nein» und das wird so auch akzeptiert – mal besser, mal schlechter. Meinen Kindern ist also grundsätzlich klar, dass ich ihnen nicht jeden Wunsch von den Augen ablese.

Verwöhnen ist nicht gleich Verwöhnen

«Verwöhnte» Kinder, bei denen das aber der Fall ist, gewöhnen sich sehr schnell daran. Gibt es dann doch einmal ein «Nein» oder stehen sie nicht im Mittelpunkt, ist es für sie umso schwerer, mit Zurückweisung umzugehen. Kinder brauchen klare Regeln. Und man sollte seine Kinder auch nicht verwöhnen, indem man ihnen alle Hindernisse aus dem Weg räumt. Früher oder später müssen sie auf eigenen Füssen stehen und Probleme selbst lösen können. Man tut seinen Kindern also einen Gefallen, wenn man ihnen nicht jeden Wunsch erfüllt und auch einmal «Nein» sagt.

Eine kleine Aufmerksamkeit hier oder da finde ich aber absolut in Ordnung, solange man es nicht übertreibt. Und ich bin auch der Meinung, dass gewisse Personen, wie zum Beispiel die Grosseltern, Gotti oder Götti, etwas mehr Spielraum haben. Es ist auch wichtig zu verstehen, dass verwöhnen nicht zum «Verwöhnen» gehört. Letzteres bedeutet nämlich, für seine Kinder da zu sein, ihnen Aufmerksamkeit und Liebe zu geben. Wenn man dem Kind die Nähe und Zuneigung gibt, die es sucht, ist das das normalste der Welt und hat nichts mit Verwöhnen zu tun. Ganz im Gegenteil. 

Weitere Blogberichte von Jérôme

Werbung