«Wieso ist dir schlecht? Bist du krank?», frage ich. «Nein, aber so früh morgens kann ich einfach keine Bettlaken wechseln. Das ist mir zu anstrengend.»
Aha. Frühmorgens um sieben geht meine geschätzte, bessere Hälfte jedoch zweimal pro Woche ins Gym, stemmt Gewichte und rennt auf dem Laufband quickfidel mit anderen Fitnessverrückten um die Wette. Und da wird es ihm offensichtlich nie schlecht. Das Wechseln eines Bettlakens bei Morgendämmerung löst hingegen ein flaues Gefühl in der zartbesaiteten, männlichen Magengegend aus.
Diese kleine Anekdote aus unserem alltäglichen Familienchaos beschreibt die Aufgabenteilung zwischen meinem Mann und mir schon mal sehr präzise. Wir leben die klassische Rollenverteilung. Er arbeitet 100 Prozent und führt sein eigenes Unternehmen. Ich arbeite ebenso selbstständig mit einem Pensum von 40 bis 60 Prozent und manage daneben die Familie.
An den Tagen, an denen ich mich um die Kinder kümmere, erledige ich grösstenteils den Haushalt und die Familienarbeit. Abends und am Wochenende (und bei gewissen Zwischenfällen auch nachts und frühmorgens) teilen wir uns auf. Allerdings zeigt die Bettlakengeschichte, dass diese Aufteilung nur in seltenen Fällen automatisch vonstattengeht. Das heisst: Ich, die Familienmanagerin, muss die Aufgaben an meinen Mann in der Regel delegieren.
Liebe Männer, seid mir nicht böse, das soll jetzt ganz und gar nicht diktatorisch rüberkommen. Aber es ist eine Utopie zu glauben, dass der Mann der Frau jeden Haushaltswunsch von den Augen abliest. Oder frühmorgens freiwillig aus den Federn springt, wenn das Laken mit Pipi getränkt ist. Viel lieber stellt er sich schlafend und hofft, dass sein weiblicher Gegenpart diese Aufgabe übernimmt … Ich kann es ihm auch gar nicht verübeln. Denn Hand aufs Herz: Würde er alle Hausarbeiten stets freiwillig übernehmen, würde ich auch zurücklehnen und dem süssen Nichtstun frönen.
Deshalb mein Motto: delegieren. Darüber sprechen, dass sich die Müllsäcke nicht von alleine entsorgen, dass die Windel bald platzt, dass die Kinder sonntags um 12 Uhr Mittagessen brauchen oder die in der gesamten Wohnung verstreuten Spielsachen vor dem Zubettgehen aufgeräumt werden müssen. Denn: «Alles selbst machen zu wollen, ist das Kennzeichen des Unbegabten», so der österreichische Schriftsteller Richard Schaukal. Und ausserdem ist das nicht kompatibel mit einem modernen Familiengefüge.