Wie viel sollen Eltern bei den Hausaufgaben helfen?

In vielen Familien sind Hausaufgaben ein leidiges Thema. Die Kinder fühlen sich von den Eltern unter Druck gesetzt und diese wiederum wie die „Aufpasser“, die ihre Kinder kontrollieren. Was lässt sich tun, damit die Hilfe bei den Hausaufgaben nicht den Familienfrieden stört?

Ist Hilfe bei den Hausaufgaben sinnvoll?

Schon bei der grundsätzlichen Frage, ob Hausaufgaben überhaupt gerechtfertigt sind, gehen die Meinungen der Experten auseinander. Nicht anders sieht es bei der Frage nach der elterlichen Hilfe aus. Eigentlich sollen Hausaufgaben Kinder dabei unterstützen, Gelerntes zu festigen. Dabei geht es auch darum, das Lernen selbst zu organisieren sowie Arbeitstechniken und Arbeitsmittel richtig auszuwählen und einzusetzen. Wenn Mutter oder Vater dauerhaft bei den Hausaufgaben helfen, wird die Eigenverantwortlichkeit der Kinder nur wenig gefördert.

Egal, ob Experten für oder gegen die elterliche Hilfe bei den Hausaufgaben sind, eine grundsätzliche Überzeugung teilen sie fast alle: Kinder brauchen fürs Lernen, Üben und auch die Hausaufgaben die emotionale Unterstützung ihrer Eltern. Vater und Mutter sollten daher zunächst eine Umgebung schaffen, in der konzentriertes Lernen möglich ist. Was sie auf keinen Fall tun sollten: die Hausaufgaben für ihre Kinder machen. Schliesslich möchten die Lehrer wissen, wie gut die Kinder den Schulstoff verstanden haben – und nicht, ob die Eltern damit zurechtkommen.

Gegen etwas Hilfe bei den Hausaufgaben und beim Wiederholen des Lernstoffs ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Eltern können ihre Kinder beispielsweise unterstützen, indem sie Vokabeln abfragen, den Stoff erklären oder gemeinsam Aufgaben lösen. Ausserdem erhalten Eltern auf diese Weise einen Überblick darüber, welche Themen in der Schule gerade behandelt werden und wie ihr Nachwuchs mit dem Stoff zurechtkommt. Gleichzeitig sollte es immer dabei bleiben, dass Kinder ihre Hausaufgaben selbstständig erledigen.

Fehler bei den Hausaufgaben sollten Eltern vermeiden

Eltern, die ihren Kindern durchgehend bei den Hausaufgaben helfen, können viel falsch machen. Sie erklären den Stoff vielleicht anders als die Lehrer und stiften dadurch Verwirrung. Auch fehlt nicht wenigen Erwachsen die Geduld – spätestens nach dem zweiten Anlauf sollte das Kind die Aufgabe doch verstanden haben! Eine Erwartungshaltung, die nicht jedes Kind erfüllt. Das Gleiche gilt für Kritik und Lob seitens der Eltern. Ein Kind, das viel kritisiert und wenig gelobt wird, verliert schnell seine Motivation. Schlimmer wiegt nur noch der Vergleich mit anderen Kindern, die vielleicht ein schnelleres Arbeitstempo haben – vor allem wenn es die Geschwister sind.

Druck aufzubauen, indem man als Elternteil daneben sitzt, während das Kind die Hausaufgaben macht, ist genauso wenig hilfreich. Es reicht völlig, in der Nähe zu bleiben, um auf Fragen reagieren zu können. Aber nichts vorsagen! Denn spätestens in der nächsten Klassenarbeit muss das Kind die Aufgabe selbstständig lösen. Viele Experten raten auch davon ab, Fehler zu verbessern. Denn wie soll der Lehrer oder die Lehrerin Übungsbedarf erkennen, wenn alle Schüler fehlerfreie Hausaufgaben haben?

Falls Eltern feststellen, dass ihr Kind in einem Fach gar nicht zurechtkommt, sollten sie Nachhilfe in Erwägung ziehen. Zwar sollte dies keine Dauerlösung sein. Was die Themen Lernen und Schule angeht, kann Nachhilfe die Eltern-Kind-Beziehung allerdings kurzfristig erheblich entspannen. Zu viel Hilfe bei den Hausaufgaben belastet auf Dauer nämlich nicht nur die Beziehung zueinander, sondern schürt beim Kind auch Versagensängste. Schnell hat es dann das Gefühl: Ohne Hilfe schaffe ich es nicht.

Hausaufgaben-Tipps für Eltern

Eltern sollte beim Thema Schule nie vergessen: Es ist nicht ihre Aufgabe, sondern der der Kinder. Hausaufgaben sind also zuallererst deren Angelegenheit. Immerhin sind die Erwachsenen schon ausgelastet damit, den Lebensunterhalt zu bestreiten und den Haushalt in Schuss zu halten. Zwar sollten Eltern eine zum Lernen geeignete Atmosphäre schaffen, dies schliesst jedoch nicht unbedingt die ständige elterliche Hilfe bei den Hausaufgaben ein. Vielmehr geht es um einen geeigneten Arbeitsplatz, eine strukturierte Zeitplanung mit nicht zu vielen wöchentlichen Terminen, Ruhe und Ordnung sowie feste Hausaufgabenzeiten.

Letzteres ist die eigentliche Aufgabe der Eltern. Hat ein Kind nämlich nach reichlich Nachdenken die Aufgabe immer noch nicht verstanden oder fällt ihm zu einem Aufsatzthema partout nichts ein, beschäftigt es sich stattdessen gern mit anderen Dingen: mit seinem Hobby, dem Internet, Freunden oder es relaxt einfach nur. Gründe, um sich nicht mit den Hausaufgaben zu beschäftigen, gibt es reichlich.

Aufgabe der Eltern ist es nicht, umstandslos zu helfen, vielmehr sollen sie einen Rahmen für die Hausaufgaben schaffen. Ziel sollte es immer sein, dass sich die Kinder eine bestimmte Zeit lang mit nichts anderem als den Hausaufgaben beschäftigen. Im besten Fall ist ein Erwachsener in der Nähe, der selbst mit einer Arbeit beschäftigt ist, und bei auftretenden Problemen Tipps geben kann. Auch Recherchehinweise können schon hilfreich sein und die Kinder bei den Hausaufgaben voranbringen. Für die Kontrolle der Hausaufgaben ist schliesslich die Schule verantwortlich. Die Eltern sollten sich aber allemal dafür interessieren, was ihre Kinder Neues gelernt haben.

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