Familienalltag
Hello Family Bloggerin Nadja

Dürfen Eltern vor Kindern streiten?

Das echte Familienleben hat in der Regel wenig mit der harmonisch inszenierten Familienwelt aus der Werbung gemein. Denn der Familienalltag zerrt auch mal an den Nerven und die Beziehung zwischen den Eltern wird dabei regelmässig auf die Probe gestellt. Doch dürfen Eltern vor den Kindern streiten?

Wir wollen alle ein prima Vorbild sein. Immer ruhig, gelassen, sachlich und bedacht bleiben. Doch der Alltag stellt uns immer wieder ein paar Brocken in den Weg. Stolpern wir darüber, gehen wir auch mal durch die Decke. Alles gut, kann passieren. Doch der Geduldsfaden reisst manchmal auch dann, wenn die Kinder noch im Raum stehen. Oder wenn sie die Eltern ums Eck oder durch eine angelehnte Zimmertür besser hören können, als es den Eltern im Nachhinein lieb ist.

Es ist menschlich, dass nicht jede Diskussion unter Erwachsenen sachlich verläuft. Egal, ob es sich um Kleinigkeiten oder ernsthafte Themen handelt. Wir sind nicht aus Stein. Die Emotionen kochen auch mal hoch. Und es ist auch für die Kinder wichtig mitzuerleben, dass man auch mal an seine Grenzen kommt, nicht immer gleicher Meinung ist oder man auch gerade überhaupt keine Lust hat, ein Thema erst abends bei einem guten Glas Wein und wohltuenden Jazzklängen in entspannter Runde zu besprechen. Sondern jetzt gerade einfach sehr wütend ist.

Wenn Eltern streiten, ist das kein Weltuntergang. Es ist normal. Wichtig ist aber, dass die Eltern ihr Anliegen konstruktiv und respektvoll besprechen. Der Tonfall darf auch mal etwas bestimmter sein. Doch sollte man versuchen, sich nicht durch jegliche Räume allerlei Unflätiges nachzuschreien, Türen zuzuhauen und rumzubrüllen.

Streiten vor den Kindern ja, aber nicht zu jedem Thema

Streit und Unstimmigkeiten gehören zum Leben dazu. Und für Kinder ist es wichtig, damit umgehen zu können – bei anderen und sich selbst. Sie müssen es aushalten können, dass die Eltern nicht gleicher Meinung sind oder sich in diesem Moment – nicht gerade auf den Mond – aber vielleicht ins Nachbardorf wünschen. Sich dann aber wieder versöhnen können.

Da der Eskalationsgrad stark von der Thematik und der emotionalen Beschaffenheit der Eltern abhängt, kann es durchaus vorkommen, dass hier schon mal härteres Geschütz aufgefahren wird. Man sollte sich jedoch so weit unter Kontrolle haben, dass man dieses Gespräch auf dann verschiebt, wenn die Kinder nicht zugegen sind. Dies hat den positiven Nebeneffekt, dass sich die Gemüter bis dahin etwas beruhigt haben, man sich selbst auch nochmals Gedanken machen konnte und so zu zweit ein Gespräch möglich ist, das nicht völlig aus den Fugen läuft. Wie der Dalai-Lama zu sagen pflegt: «In der Wut verliert der Mensch seine Intelligenz.» Wer ein intelligentes Zwiegespräch anstrebt, der ist mit einer grosszügigen Portion fairer Reflektion gut beraten.

Streiten vor Kindern: das gilt es zu beachten

Muss ein Konflikt – aus räumlichen oder zeitlichen Gründen – doch vor den Kindern ausgetragen werden, empfiehlt sich Folgendes:

  • Zuerst einmal tief durchatmen.
  • Versuchen, nicht zu laut zu werden.
  • Keine verallgemeinernden «Du tust immer»- oder «Es ist immer»-Vorwürfe machen.
  • Respektvoll bleiben.
  • Seine eigene Sicht in Ruhe erläutern.
  • Versuchen, die Sicht des Partners/der Partnerin nachzuvollziehen.
  • Die Argumente des Partners/der Partnerin akzeptieren. Und wenn das nicht geht: Dies in Ruhe kundtun.
  • Falls kein grüner Zweig in Sicht: Gespräch auf später vertragen, damit sich beide zuerst Gedanken machen können.

Eltern sollten beim Streiten immer daran denken, dass die Kinder von ihnen lernen, wie man streitet und mit Konflikten umgeht. Die Streitkultur ist Teil der Erziehung. Wir Eltern sollten unseren Kindern also ein gutes Beispiel sein.

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