Bevor Sie Ihr Kind einschulen, muss es zu einer Voruntersuchung beim Kinderarzt.
Der Kinderarzt prüft nicht nur die körperliche Reife, sondern auch weitere Punkte, die für eine Einschulung sprechen:
- Besitzt Ihr Kind die Fähigkeit, eine stabile Bindung zu einer oder mehreren Bezugspersonen aufzubauen?
- Gelingt Ihrem Kind die Integration in der Krippe, im Kindergarten, in der Vorschule oder in der Spielgruppe?
- Ist das Selbstwertgefühl Ihres Kindes altersgemäss ausgeprägt?
- Freut sich Ihr Kind über den Aufenthalt in einer Gruppe ausserhalb des Elternhauses?
- Ist Ihr Kind stolz auf seine erworbenen Fähigkeiten?
- Schafft es Ihr Kind, sich für einige Stunden oder gar über Nacht von seiner wichtigsten Bezugsperson zu lösen, auch wenn es in eine Umgebung kommt, die ihm weniger vertraut ist?
Gleichzeitig werden Verhaltensaspekte untersucht, die gegen eine mögliche Einschulung sprechen:
- Ständige Weigerung und Widerwille, ein paar Stunden ohne seine wichtigste Bezugsperson zu verbringen
- Langwierige Trennungszeremonien, wenn Sie Ihr Kind in der Vorschule oder im Kindergarten abgeben möchten
- Es verhält sich in anderen Gruppen wie ein Einzelgänger
- Es benimmt sich aggressiv gegenüber anderen Kindern, vor allem jüngeren
- Es benötigt zum Trost für die Trennung von der Bezugsperson ein «Trösterli» wie ein Plüschtier oder ein «Nuscheli»
- Es neigt zu ausgedehnten Tagträumereien und zieht sich häufig in sich zurück
- Es hat augenscheinlich Angst vor bestimmten Orten, Tieren und Menschen
Entscheidend für die Bewertung des Verhaltens Ihres Kindes sind die Krippen- und Spielgruppenleiterinnen sowie der untersuchende Kinderarzt. Aber keine Angst: In den meisten Fällen ist das Ergebnis der Voruntersuchung positiv. Der Schullaufbahn Ihres Kindes steht dann nichts mehr im Wege.
Ein Sprung für das Kind: Die Entwicklung im Alter von 6 Jahren
Spätestens jetzt haben Eltern nicht mehr allein Einfluss auf die Entwicklung und die Erziehung ihres Kindes. Mütter und Väter müssen sich daran erst gewöhnen. Allerdings sollten Sie sich für Ihr Kind freuen: Es ist jetzt in einem Alter, in dem es sich gerne neuen Herausforderungen stellt. Es will nicht mehr nur zuschauen, sondern mitmachen, beobachten und teilnehmen.
Wichtig ist jetzt für Ihr Kind zu lernen, sich über längere Zeit mit etwas zu beschäftigen und mit anderen zusammenzuarbeiten. In der Kinderpsychologie bezeichnet man dieses Bedürfnis als «Werksinn»: die Neigung, etwas Sinnvolles und Nützliches zu tun. Das reine Nachmachen der Erwachsenenwelt reicht ihm jetzt nicht mehr aus. Es möchte viel stärker an ihr teilhaben.
Trotz allen Ambitionen des Kindes sollten Sie als Eltern und das Lehrpersonal vorsichtig sein, um Ihrem Kind nicht zu viel Leistung und Erfolg abzuringen. Andernfalls wird der Werksinn schnell überstrapaziert. Es sollte sich beim Kind nicht das Gefühl einstellen, dass es nicht genügt und unfähig ist. Dadurch kann diese sehr wichtige Entwicklungsphase blockiert werden. Schnell verliert der Nachwuchs sonst die Lust am Kindergarten oder an der Schule.