Familienalltag
Hello Family Bloggerin Nadja

Empty Nest Syndrome – Wenn das Kind auszieht

Das leere Nest, wenn das Kind ausgezogen ist, macht nicht Wenigen zu schaffen. Die eben erst noch schutzbedürftigen Kinder sind plötzlich gross und selbstständig, packen ihre Sachen und gehen ihren eigenen Weg. Für viele Eltern ist diese neue Unabhängigkeit auch mit sehr viel Schmerz verbunden.

Bei mir ist es noch nicht so weit. Doch die 16 Jahre, in denen ich schon Mutter bin, haben mir ziemlich deutlich gezeigt, dass die Zeit tatsächlich irgendwie schneller läuft, sobald Kinder da sind. Vorher ging ich mehr oder weniger gemütlich durchs Leben, ahnte nichts von dem sich immer schneller drehenden Rad der Zeit, und dann ging es auf einmal Schlag auf Schlag: Geburt, erstes Lächeln, erste Schritte, Kindergarten inklusive erstem grossen Ablösungsprozess, Schuleintritt, Standortbestimmungen, Schulaustritt und bald – bämm! – die erste WG.

Welche jungen Eltern haben das noch nie gehört: «Geniess es, es geht so schnell, bis sie gross sind.» Das kann man sich nur schwer vorstellen, während man mit dem Baby auf dem Arm panisch nach dem Nuggi sucht, die Feuchttücher schon wieder leer sind und auch noch der Kinderwagen klemmt. Lächerlich!

Doch irgendwann, und schneller als man ahnt, kommt dieser Tag, an dem das Kind das Nest verlässt und in die Welt hinausgeht. Ein schöner Moment eigentlich. Das Kind ist jetzt selbständig, man hat ihm alles mitgegeben, es auf das Leben vorbereitet, die Flügel gestreichelt und gestutzt und lässt es jetzt fliegen.

Doch oft kommt die Leere, im Fachjargon «Empty Nest Syndrome» genannt. Mögen sich manche über die wiedergewonnene Freiheit freuen und das Kind mit Stolz und Freude ziehen lassen, fällt dieser Schritt gar nicht wenigen sehr sehr schwer.

Traurigkeit, Einsamkeit, ein Verlustgefühl und das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, machen sich breit. Und nicht selten stellt sich auch eine gewisse Sinnfrage: Was soll man jetzt, wo dieser schöne Job abgeschlossen ist, noch aus seinem Leben machen? 

Waren wir viele Jahre Dreh- und Angelpunkt im Leben des Kindes, sind wir es jetzt nicht mehr. Es folgen ab und zu Telefonanrufe und Besuche, doch im Mittelpunkt stehen jetzt andere. 

Trotz dieser vielen negativen Gefühle: Wir haben das Kind jahrelang auf diesen Schritt vorbereitet, und es darf uns auch mit Freude und unbändigem Stolz erfüllen, dass wir es geschafft haben, aus dem kleinen, von uns abhängigen Menschen ein selbständiges Individuum zu machen. Eines, das nun zuversichtlich genug ist, all die langweiligen Erwachsenensachen wie Miete zahlen, Steuererklärung ausfüllen, Krankenkasse, Haushaltsversicherung und Stromrechnung bezahlen und regelmässig das WC-Papier auffüllen, alleine zu machen. Das Kind ist jetzt gross und wir müssen es gehen lassen, es sein eigenes Leben leben lassen. So, wie wir damals auch – wir wohnen ja auch nicht mehr bei unseren Eltern.

Einfacher gesagt als getan. Was können Eltern tun, wenn sich das Empty Nest Syndrome in ihnen festsetzt? Gibt es Tipps und Tricks zur alltäglichen Erleichterung? Gibt es Behandlungsmöglichkeiten?

Ich schöpfe hierfür aus dem noch jungen, empirisch erforschten Feld der «Positiven Psychologie». Das «gute Leben» ist dabei das Ziel. Die Positive Psychologie legt den Fokus auf unsere Stärken, auf Sinnhaftigkeit in unserem Tun und letztlich auf die daraus resultierende Lebensfreude. Sie soll positive Gefühle wecken und die brauchen wir jetzt.

Zuerst einmal ist es sicherlich gut, zu wissen, was in uns gute Gefühle auslöst. All diese Dinge sollten wir fördern. Das können ganz verschiedene sein:  Hobbies wie Malen oder Fotografieren, Spaziergänge in der Natur, Sport, Lesen oder auch etwas Neues lernen. All diese Dinge lenken ab, füllen die Leere und setzen uns als Mensch wieder mehr in den Fokus.

Ein Klassiker in der Positiven Psychologie ist das Dankbarkeitstagebuch. Indem man sich jeden Tag drei gute Dinge notiert, werden einem die kleinen schönen Momente im Alltag wieder bewusster und dieses Bewusstsein hilft uns dabei, uns besser zu fühlen. Das funktioniert tatsächlich. Und hilft auch dabei, im Alltag die kleinen schönen Momente bewusst zu entdecken und nicht zu übersehen.

Wenn aber gar nichts mehr hilft, und das gilt für jeden Lebensbereich, sollte man sich in eine psychologische Beratung begeben. Lassen Sie sich sachte an der Hand nehmen und durch diesen Prozess begleiten. Sie werden lernen, Schritt für Schritt loszulassen und wieder Freude zu finden.

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