Bonding: Warum Nähe nach der Geburt so wichtig ist

Bonding bezeichnet die Bindung zwischen dem Baby und seinen Eltern. Diese Bindung baut sich vor allem nach der Geburt auf und kann weitreichende Auswirkungen auf die weitere Entwicklung des Kindes haben.

Definition des Bondings

Der englische Begriff «bonding» bedeutet auf Deutsch «Bindung» und steht für die körperliche und emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind bzw. Vater und Kind. Diese findet schon während der Schwangerschaft statt, wenn Mütter beispielsweise ihren Bauch massieren, und wird durch den ersten Kontakt zwischen Eltern und Kind nach der Geburt noch einmal verstärkt. Bonding reicht jedoch weit über die ersten Stunden nach der Geburt hinaus. Der Bindungsprozess vollzieht sich über das gesamte erste Lebensjahr und auch noch darüber hinaus. 

Zum ersten richtigen Kontakt zwischen Mutter und Kind kommt es in der Regel dann, wenn ihr die Geburtshelferin das Kleine nach der Geburt auf die Brust oder den Bauch legt. In diesem Moment riechen, spüren und sehen sich Mutter und Kind nach neun Monaten Schwangerschaft zum ersten Mal. Auch das Hormon Oxytocin spielt eine wichtige Rolle: Es wird beim Stillen ausgeschüttet und soll die Bindungsfähigkeit fördern.

Vorteile des Bondings für Baby und Eltern

Bonding ist mehr als nur das Kennenlernen Ihres Babys. Direkt nach der Geburt kann es sogar positive Auswirkungen auf die körperlichen Funktionen des Kleinen haben. Es soll zum Beispiel den Kreislauf und die Atmung stabilisieren. Es wirkt beruhigend und die Haut der Mutter oder des Vaters spendet dem Neugeborenen Wärme.

Darüber hinaus schafft das Bonding mit dem Baby Vertrauen. Es gibt dem Kleinen das Gefühl, dass es bei seinen Eltern sicher und geborgen ist. Und eine stabile Eltern-Kind-Bindung wirkt sich auch auf das spätere Leben des Kindes aus. Sie kann beeinflussen, wie das Kind später Beziehungen zu anderen Menschen aufbaut, ob es ihnen vertraut und sich auf sie einlassen kann. Zudem sind Kinder, die ein stabiles Bonding erlebt haben, häufig ausgeglichener und weniger ängstlich. Sie haben mehr Selbstbewusstsein und können mit neuen Situationen besser umgehen.

Doch die Eltern-Kind-Bindung ist keine Einbahnstrasse. Auch Eltern profitieren von der sofortigen Nähe zu ihrem Baby. Gerade wenn Sie das erste Mal Eltern werden, fühlen Sie sich vielleicht unsicher und haben Angst, etwas falsch zu machen. Das Bonding hilft Ihnen dabei, sich in der Elternrolle einzufinden und eine liebevolle Nähe zu Ihrem Kind aufzubauen, und es gibt Ihnen das Selbstbewusstsein, dass Sie für das kleine Lebewesen sorgen können.

Wie Sie die besondere Bindung fördern können

Bonding mit dem Baby braucht Zeit. Diese sollten Sie sich auch nehmen. Geniessen Sie die Momente mit dem Kleinen. Viele der Tätigkeiten, die zum Bonding beitragen, vollführen Sie vermutlich ganz natürlich, ohne darüber nachdenken zu müssen. Sie können die Bindung zu Ihrem Kind zum Beispiel mit diesen Aktivitäten fördern:

  • Hautkontakt: Kuscheln Sie so oft wie möglich mit Ihrem Kind.
  • Blickkontakt: Auch wenn Ihr Kind Sie am Anfang noch nicht erkennt, können Sie ihm dabei helfen, sich Ihr Gesicht zu merken. Schauen Sie es an, lächeln Sie.
  • Stillen: Stillen schafft automatisch Nähe. Ausserdem wird Oxytocin ausgeschüttet.
  • Tragen: Nehmen Sie das Baby häufig auf den Arm, um sich näher zu kommen und um es zu beruhigen.
  • Sprechen: Reden Sie mit dem Kleinen, damit es sich an Ihre Stimme gewöhnt. Wenn Sie möchten, können Sie ihm auch etwas vorsingen.

Mehr als die Momente nach der Geburt

Jede Geburt verläuft anders und viele häufig nicht so wie geplant. Das bedeutet aber nicht, dass kein Bonding zwischen Mutter und Kind stattfindet, wenn zum Beispiel ein Kaiserschnitt notwendig war und die Mutter ihr Kind nicht sofort in die Arme schliessen konnte. Die besondere Beziehung zwischen Eltern und Kind beschränkt sich nicht auf die Minuten nach der Geburt. Auch wenn Sie Ihr Kind erst später halten können, ist eine tiefe Bindung möglich. Das erste Lebensjahr ist lang! Sie haben alle Zeit der Welt. Wenn die Mutter nicht in der Lage ist, das Kind nach der Geburt zu halten, kann natürlich auch der Vater einspringen. Eine enge Bindung zum Kind ist schliesslich nicht der Mutter vorbehalten. Der Vater kann dem Kind genauso körperliche Nähe geben.

Kommt Ihr Kind zu früh auf die Welt, müssen Sie ebenfalls nicht aufs Bonding verzichten. Im Gegenteil: In vielen Kliniken gehört das sogenannte «Känguruhen» zum Alltag auf der Frühchenstation. Dafür wird das Kleine für eine bestimmte Zeit aus dem Inkubator genommen und auf den Bauch eines Elternteils gelegt. Die Nähe und Wärme kann sich positiv auf die Entwicklung des Babys auswirken. Frühchen, die Zeit auf dem Bauch ihrer Eltern verbringen dürfen, sollen oft weniger Stresshormone ausschütten und können häufig früher die Klinik verlassen.

Werbung