Zöliakie bei Kindern: Wenn Getreide nicht gut tut

Rund ein Prozent der Schweizer leidet an einer Glutenunverträglichkeit, bei der schon kleine Mengen Gluten die Dünndarmschleimhaut schädigen. Die Symptome sind vielfältig, was die Diagnose erschwert. Bei vielen Kindern steckt aber oft eine reine Weizenallergie hinter den Beschwerden.

Wenn der Getreidebrei krank macht

Zöliakie, auch Glutenunverträglichkeit genannt, ist eine Autoimmunerkrankung, die sich mit einer konsequent glutenfreien Ernährung gut in den Griff bekommen lässt. Gluten ist ein Klebereiweiss, das in Getreidesorten wie Weizen, Hafer, Roggen, Gerste, Dinkel, Emmer und Kamut vorkommt. Bei betroffenen Kindern reagiert das Immunsystem auf das Getreideeiweiss – ähnlich wie bei einer Allergie. Infolgedessen entzündet sich die Dünndarmschleimhaut. Bereits geringe Spuren Gluten bringen dann den Körper Ihres Kindes aus dem Gleichgewicht. 

Die Hauptaufgabe des Dünndarms ist die Aufnahme von Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen. Er ist mit kleinen, fingerartigen Erhebungen übersät, den Darmzotten. Sie vergrössern die Oberfläche des Dünndarms, wodurch er mehr Nährstoffe aufnehmen kann. Wird die Dünndarmschleimhaut durch die Glutenunverträglichkeit beschädigt, kann sie weniger Nährstoffe absorbieren, der Körper wird nicht mehr richtig versorgt. Es drohen Mangelerscheinungen und Verdauungsbeschwerden.

Bei Babys und Kindern deuten folgende Symptome auf eine Glutenunverträglichkeit hin:

  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Blähungen
  • Durchfall
  • Entwicklungsverzögerungen
  • Wachstumsstörungen bis hin zum Wachstumsstillstand
  • Gereiztheit, Weinerlichkeit
  • Nährstoffmangel

 Bei älteren Kindern und Erwachsenen äussert sich die Erkrankung oft durch folgende Anzeichen:

  • Blutarmut
  • Mangelerscheinungen wie Eisenmangel
  • Verdauungsbeschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung
  • Erschöpfung, Müdigkeit
  • Verminderte Leistungsfähigkeit, Konzentrationsprobleme
  • Depressive Verstimmung

Es muss nicht immer Zöliakie sein

Wenn Ihr Kind den Getreidebrei nicht verträgt, ist nicht immer das Gluten schuld. Auch eine Weizenallergie kann dahinterstecken. Das Immunsystem Ihres Kindes reagiert dann auf andere Eiweisse im Weizen. Bei Kindern erkennt man eine Weizenallergie häufig am Hautbild.

Übliche Symptome einer Weizenallergie sind:

  • Kribbeln oder Anschwellen von Mund und Rachen
  • Atemnot, Asthma
  • Tränende Augen
  • Juckende Nase
  • Ausschlag, Juckreiz, Nesselsucht
  • Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Durchfall
  • Anaphylaktischer Schock (lebensgefährlich)

Daneben gibt es noch dritte Unverträglichkeit im Zusammenhang mit Gluten. Die betroffenen Kinder zeigen ähnliche Symptome wie bei einer Zöliakie oder Weizenallergie, die Tests fallen jedoch negativ aus. Bessern sich die Beschwerden durch eine glutenfreie Diät, spricht man von einer Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität, auch Weizensensitivität oder Glutensensitivität genannt.

Weizenallergie und Glutenunverträglichkeit bei Babys und Kindern diagnostizieren

Während es bei einer Weizensensitivität kein sicheres Diagnoseverfahren gibt, lassen sich sowohl Zöliakie als auch Weizenallergie gut nachweisen. Bei Verdacht auf eine Weizenallergie bei Kindern macht der Arzt normalerweise einen Bluttest, bei älteren Kindern führt er möglicherweise einen Pricktest durch. Dabei wird die Haut oberflächlich angeritzt und die Allergene aufgetragen. Reagiert die Haut, zum Beispiel mit Quaddeln oder Rötungen, besteht die Möglichkeit einer Allergie. Ein Provokationstest kann ebenfalls zur Diagnose beitragen. Dabei erhält Ihr Kind unter ärztlicher Aufsicht eine steigende Dosis Weizen, um zu sehen, ob es darauf reagiert. 

Eine Zöliakie bei Kindern wird auf zwei Wegen nachgewiesen. Ein Bluttest zeigt, ob im Blut Ihres Kindes Antikörper gegen Gluten vorkommen. Ist dies nicht der Fall, liegt vermutlich auch keine Zöliakie vor. Bei einem positiven Ergebnis führt der Arzt zur Sicherheit oft eine Dünndarmbiopsie durch. Er entnimmt mithilfe einer Magenspiegelung eine Probe der Dünndarmschleimhaut, die auf die für Glutenunverträglichkeit typischen Schäden untersucht wird. So lässt sich eine endgültige Diagnose stellen. 

Wichtig: Stellen Sie Ihr Kind bei Verdacht auf Glutenunverträglichkeit nicht auf eigene Faust auf eine glutenfreie Ernährung um. Dies verfälscht die Testergebnisse beim Bluttest und der Dünndarmbiopsie, weil die Antikörper aus dem Blut verschwinden und die Dünndarmschleimhaut sich erholt. Die Zöliakie kann so nicht nachgewiesen werden. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie Sie Ihr Kind vor dem Test ernähren sollen.

So ernähren Sie Ihr Kind gluten- oder weizenfrei

Wie bei allen Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien kommen Sie um eine Ernährungsumstellung nicht herum, auch wenn es für die Kleinen oft schwierig ist, wenn sie auf Brot und Kekse verzichten müssen. Hat Ihr Kind eine Weizenallergie, ist alles tabu, was Weizen und verwandte Getreidearten wie Dinkel, Einkorn, Emmer oder Kamut enthält. Aufgepasst! Glutenfreie Produkte sind nicht unbedingt weizenfrei. In einigen Produkten wird glutenfreie Weizenstärke verwendet, die für Weizenallergiker nicht geeignet ist. 

Bei einer Glutenunverträglichkeit muss Ihr Kind auf sämtliche glutenhaltige Getreidesorten verzichten. Dazu gehören:

  • Weizen
  • Gerste
  • Roggen
  • Dinkel und Grünkern
  • Hafer
  • Kamut
  • Einkorn
  • Emmer

Eine glutenfreie Ernährung muss man konsequent ein Leben lang durchhalten: Schon geringe Mengen Gluten können bei einer Zöliakie eine Reaktion beim Kind hervorrufen. Doch mittlerweile gibt es viele glutenfreie Produkte wie die Coop-Free-From-Produkte. So kann Ihr Kind Brötchen, Süssigkeiten und Nudeln ohne Bauchschmerzen geniessen. Die Hersteller deklarieren auf der Packung, ob Gluten oder Spuren davon enthalten sind. Bei Fragen zum Thema Deklarationen können Sie sich gerne an die Coop Fachstelle Ernährung wenden. Zudem gibt es zahlreiche Getreidesorten, die von Natur aus kein Gluten enthalten. Dazu zählen Hirse, Reis, Amarant, Quinoa und Buchweizen – trotz des Namens handelt es sich beim Buchweizen um ein glutenfreies Pseudogetreide. 

Bei einer Glutensensitivität sollten Sie Ihr Kind ebenfalls glutenfrei ernähren. Häufig verträgt es jedoch kleine Mengen Gluten ohne Beschwerden. Besprechen Sie sich dazu am besten mit Ihrem Kinderarzt oder Allergologen.Wenn Sie glauben, dass Ihr Kind an Zöliakie, einer Weizenallergie oder Glutensensitivität leidet, sollten Sie dies unbedingt vom Arzt abklären lassen. Hinter den Beschwerden können auch andere Krankheiten stecken. Eine glutenfreie Ernährung ohne Grund ist weder sinnvoll noch gesund, denn Getreide enthält wertvolle Nährstoffe für die Entwicklung Ihres Kindes.

Weitere Informationen:

www.aha.ch

www.zoeliakie.ch

www.svde-asdd.ch/beraterinnen-suche/

GlutenCheck bei Coop Vitality

Werbung