Familienalltag
Hello Family Bloggerin Deborah

Ein Plädoyer für die Einschlafbegleitung

Zudecken, Licht ausschalten, Türe zu und das Kind schläft. So einfach gestaltet sich das Einschlafen selten. Familienbloggerin Deborah weiss, weshalb Kinder nicht allein einschlafen können und es sich lohnt, unseren Kindern abends mit Verständnis zu begegnen.

Ich gebe zu: Ich hatte nie geplant, meine Kinder in den Schlaf zu begleiten. Ich selbst wurde – zumindest soweit ich mich erinnere – einfach ins Zimmer geschickt, mit der Aufforderung, zu schlafen. Tat ich manchmal. Und manchmal auch nicht. Wie Kinder halt so sind.

Einschlafbegleitung war mir lange Zeit kein Begriff, obwohl ich dies schon lange tat. Auch wenn ich nicht genau wusste, weshalb ich bei meinen Kindern blieb, bis sie schliefen, so schien es mir das einzig Natürliche. Anfangs stillte ich sie in den Schlaf. Genoss es, wie ihr Atem ruhiger, die Saugbewegungen langsamer, die Lider schwerer wurden. Ich roch an ihnen, streichelte ihnen den Kopf und beobachtete, wie sie langsam in die Traumwelt abdrifteten. Ganz nah an mir, ihrem sicheren Hafen.

Und genau dabei geht es bei der Einschlafbegleitung: den Kindern Sicherheit vermitteln. Denn der Weg in den Schlaf ist kein einfacher. Im Schlaf sind wir schutzlos. Der Urzeitmensch konnte in diesem Zustand jederzeit von einem Feind angegriffen werden. Also musste er sicher gehen, dass die Höhle gut geschützt war vor Tieren oder Wetterphänomenen. Der Schlafplatz musste sauber und warm sein, optimalerweise befand sich auch genügend Nahrung und Flüssigkeit im Magen.

Noch heute haben viele erwachsene Menschen Einschlafrituale, die diesem Bedürfnis nach Sicherheit entsprechen. Sie schauen nach, ob Kochherd und Licht ausgeschaltet sind, kontrollieren, ob die Türe geschlossen ist. Schütteln die Decke auf, lesen ein Buch, um nach einem stressigen Tag herunterzufahren, trinken ein Glas Wasser. Erst wenn sich der Mensch ganz auf das Einschlafen, diese Grenze zwischen zwei ganz unterschiedlichen Geisteszuständen, eingestellt hat, kann er in Ruhe ins Bett gehen.

Kleine Kinder können das Einschlafen noch nicht so rational betrachten. Sie wissen zwar, dass etwas passieren wird. Etwas, das sie noch nicht so ganz einordnen können, etwas, das ihnen Angst macht. Deshalb legen wir uns Eltern neben unsere Kinder. Wir können ihnen das Gefühl geben, das wir haben, nachdem wir die Türe der Wohnung verschlossen haben. Wir vermitteln ihnen, dass sie jetzt in Sicherheit sind und loslassen können.

Nicht zu unterschätzen ist bei der Einschlafbegleitung der Aspekt der Co-Regulation: sind wir selbst entspannt und haben eine ruhige Atemfrequenz, wird das Kind diese übernehmen. Und so einfacher in den Schlaf finden.

Und wenn die Kinder grösser sind? Ich gebe zu, ich schlafe selbst nicht gerne allein ein. Was gibt es Schöneres und Beruhigenderes als den tiefen Atem eines geliebten Menschen neben sich zu spüren? Deshalb habe ich von meinen Kindern nie erwartet, dass sie allein einschlafen. Auch als sie grösser wurden und in den Kindergarten beziehungsweise in die Schule kamen.

Für meinen Fünfjährigen ist das Sicherheitsgefühl gerade wahnsinnig wichtig. Denn er ist gerade in einer Phase, in der er in der Dunkelheit überall Monster sieht. Diese Phase ist sehr typisch für sein Alter und hat mit der Gehirnentwicklung zu tun. Meine Siebenjährige ist zwar schon rationaler, geniesst die Exklusivzeit während der Einschlafbegleitung jedoch trotzdem sehr. Deshalb werde ich meine Kinder so lange in den Schlaf begleiten, wie sie dies möchten. Irgendwann sind sie Teenager und die Eltern im Schlafzimmer werden zum Albtraum. Deshalb geniesse ich diese ruhige Kuschelzeit, solange sie noch andauert.

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