Im ersten Lebensjahr war das noch einfach: Für uns war klar, dass wir im Babyalter auf Zucker verzichten. Damit war am ersten Geburtstag Schluss. Wir backten eine doppelstöckige Schokoladentorte mit Zirkusmotiv. Wenn unsere Tochter Zucker kennenlernen sollte, dann bitte richtig. Also schnitten wir ein Stück ab, boten es ihr an. Sie griff gierig danach, steckte es sich in den Mund, verzog das Gesicht … und begann zu weinen.
Tatsächlich: Unser Kleinkind mochte keinen Zucker. Und wir waren selbstverständlich froh darüber. Dass dies nicht von Dauer sein konnte, war uns aber auch klar. Mit 1,5 Jahren bekam unsere Tochter zum ersten Mal ein Glace angeboten. Und verschlang es geradezu.
Wir waren uns einig, dass wir Zucker nicht verteufeln wollten. Unsere Tochter sollte einen gesunden Umgang damit lernen. Und so einigten wir uns darauf, dass es das Schöggeli zum Dessert geben sollte. So, wie es auch Zahnärzte empfehlen. Und das Glace in der Badi darf definitiv auch sein.
Bei uns soll Süsses Genuss sein. Unsere Tochter muss nicht zwingend ihren Teller leer essen, um einige Smarties zu bekommen. Zwei Regeln haben wir trotzdem: Sie muss selber danach fragen und etwas Gemüse gegessen haben.
Eine Zeit lang wagten wir übrigens das Experiment des selbstbestimmten Konsums von Süssigkeiten: Die Schublade, in der wir Schokolade und Co. aufbewahrten, war auf Kinderhöhe. Anfangs klappte das sehr gut: Klar, unsere Tochter fragte noch vor dem Frühstück, ob sie Schokolade essen dürfe. Wenn wir dies verneinten und ihr erklärten, dass es erst nach dem Mittagessen Süsses gebe, akzeptierte sie das.
Doch mit der Zeit begann sie, ihre Grenzen auszuloten. Steckte sich spontan ein Täfeli Schokolade in den Mund, begann Osterhasen in ihrem Zimmer zu horten. Und wir fragten uns, weshalb das Kind plötzlich nicht mehr essen wollte am Abend. Da wussten wir, dass wir mit unserem Experiment gescheitert waren.
Wie man mit dem Konsum von Süssigkeiten umgehen will, bleibt jeder Familie selbst überlassen. Allgemein wird empfohlen, Süsses nicht als Belohnung einzusetzen, damit das Kind sich im Erwachsenenleben nicht selber mit Zucker belohnt. Daran halten wir uns. Zudem verzichten wir – den Zähnen zuliebe – zu Hause auf Süssgetränke. An einem Fest oder im Restaurant darf es aber schon mal ein Sirup oder eine Apfelschorle sein.
Übrigens: Kuchen mag unsere Tochter bis heute nicht.