Die Trotzphase beim Kleinkind

Solange alles nach seinen Wünschen läuft, ist Ihr Kind ein Engel, doch wenn es nicht das kriegt, was es möchte, rastet es aus? Herzlichen Glückwunsch! Ihr Kind hat vermutlich die Trotzphase erreicht. Was für Eltern und Kind anstrengend ist, ist für die Entwicklung Ihres Kindes sehr wichtig.

Die Trotzphase beim Kind ist auch ein wichtiger Entwicklungsschritt.

Kinder haben einen eigenen Willen. Bereits im Alter von einem Jahr können Sie Aggressionen bei Kindern beobachten, wenn sie etwas nicht bekommen oder nicht dürfen. Allerdings können Sie sie in diesem Alter noch relativ leicht beruhigen, indem Sie sie ablenken. Ab etwa zweieinhalb bis drei Jahren funktioniert das nicht mehr so einfach. Die Trotzphase bei einem Kleinkind dauert etwa bis zum vierten Lebensjahr. Plötzliche Wutanfälle, lautes Brüllen, aber auch körperliche Attacken wie Treten oder Schlagen sind in dieser Zeit keine Seltenheit. Das ist nicht immer einfach für die Eltern, denn wie geht man mit aggressiven Kindern um, die sich schreiend auf dem Boden wälzen und sich einfach nicht beruhigen wollen?

Die Trotzphase beim Kleinkind ist ein wichtiger Entwicklungsschritt

Anders als es auf den ersten Blick wirkt, möchte Ihr Kleines Sie jedoch nicht mit seinen Wutanfällen in den Wahnsinn treiben. Diese Phase ist ein wichtiger Schritt in seiner Entwicklung, denn es lernt dabei, selbstständig zu werden und sich allmählich von den Eltern zu lösen. Experten wie der Erziehungsberater Dr. Manfred Hofferer sprechen deshalb lieber von einer Autonomie- als von einer Trotzphase beim Kleinkind. Diese wiederholt sich im Teenageralter, wenn Ihr Kind in die Pubertät kommt.

Versuchen Sie, sich in Ihr Kind hineinzuversetzen. In diesem Alter möchte es sich ausprobieren, die Welt entdecken, seinen Willen durchsetzen, Dinge selbst in die Hand nehmen. Doch leider ist dies nicht immer möglich, denn Sie setzen ihm Grenzen, verbieten Dinge oder missachten seine Wünsche. Dies ist eine Situation, welche Ihr Kleinkind in dieser Form zuvor nicht kannte. Die Eltern, die sonst immer für es da waren, schränken es plötzlich ein. Es entsteht eine Diskrepanz zwischen dem, was Ihr Kind möchte, und dem, was Sie als Eltern möchten. Auf diesen Zwiespalt reagiert es mit Trotz – und das ist auch gut so. Der Konflikt und die wütende Reaktion darauf sind wichtig, damit Ihr Kind seinen eigenen Willen entwickelt.

Wie Eltern mit aggressiven Kindern umgehen sollten

Wie Sie als Eltern damit umgehen, beeinflusst Ihr Kind und seine weitere Entwicklung massgeblich. Versuchen Sie zu verstehen, was jetzt in der Trotzphase in Ihrem Kleinkind vorgeht und mit welchen widersprüchlichen Gefühlen es sich auseinandersetzen muss. Es erfährt sich nicht nur selbst, sondern erlebt auch innere Spannungen – und was es heisst, seine Gefühle zu äussern. Versuchen Sie, innerlich Distanz zu gewinnen und gelassen auf die Tobsuchtsanfälle zu reagieren – auch wenn das nicht immer einfach ist. Sich zur Weissglut treiben lassen oder mit Strafen und Verboten reagieren hilft in solch einer Situation meist nicht weiter. Sie verstärken dadurch den Wutanfall eines Kleinkinds eher noch.

Trotzdem ist es wichtig, dass Ihr Kind begreift, dass es Grenzen akzeptieren muss. Nicht immer schaffen Sie es als Eltern, Ihre Gefühle im Zaum zu halten. Es ist nicht schlimm, wenn Sie einmal sauer oder lauter werden, wenn Ihr Kind die Grenzen infrage stellt. Allerdings müssen Sie Ihrem Kind hinterher vermitteln, dass Sie es trotz des Streits noch lieben. Es kann nämlich passieren, dass eine solche Konfliktsituation bei Ihrem Kind Verlustängste auslöst. Vertragen Sie sich hinterher wieder und trösten Sie Ihr Kind. Auf diesem Wege lernt es auch, dass es sich selbst bei einem heftigen Streit darauf verlassen kann, dass seine Eltern sich anschliessend nicht von ihm abwenden werden, sondern man die Situation gemeinsam löst.

So reagieren Sie bei einem Wutanfall Ihres Kleinkinds

Damit der Trotzanfall möglichst schnell vorbeigeht, müssen die Eltern einiges beachten. Laut Experten hat sich folgendes Vorgehen bewährt:

  • Reagieren statt abwarten: Lassen Sie sich von Ihrem Kind nicht in Rage bringen, sondern handeln Sie sofort, und zwar so, dass Ihr Kind Ihre Reaktion versteht.
  • Stellen Sie keine Fragen: Während eines Trotzanfalls befindet sich Ihr Kind in einer Ausnahmesituation. Diskutieren Sie nicht mit ihm darüber, warum es sich gerade so benimmt. Es ist gerade nicht in der Lage, reflektiert über sein Verhalten zu sprechen.
  • Verlassen Sie den Schauplatz: Sagen Sie: «Ich gehe jetzt aus dem Zimmer» und lassen Sie Ihr Kind mit seinen Gefühlen alleine, bis es sich beruhigt hat.
  • Sprechen Sie über die Situation: Besprechen Sie die Situation mit ihm sobald sich Ihr Kind abreagiert hat. Fragen Sie, was den Wutanfall ausgelöst hat. In diesem Alter sollte Ihr Sohn oder Ihre Tochter darauf bereits antworten können. Überlegen Sie anschliessend zusammen, wie Sie in Zukunft mit solchen Konflikten umgehen wollen.
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