Demokratischer Erziehungsstil

Gleichberechtigung in der Familie: Das zeichnet den demokratischen Erziehungsstil aus. Eltern und Kinder kommunizieren miteinander und fällen Entscheidungen gemeinsam. Die Kinder sollen dadurch unter anderem selbstständiges Denken und reflektiertes Handeln lernen.

Die demokratische Erziehung: Eine Definition

Der demokratische Erziehungsstil geht auf Kurt Lewin zurück. Dieser formulierte in den 1940er-Jahren, basierend auf sozialwissenschaftlichen Experimenten, seine Theorie über drei Führungs- und Erziehungsstile: demokratisch, autoritär und laissez faire. 

Eltern, die sich für den demokratischen Erziehungsstil entscheiden, wollen ihren Kindern keine starren Regeln setzen, sie nicht bevormunden und die Selbstständigkeit des Nachwuchses fördern. Trotzdem möchten sie ihre Kinder anleiten, ihnen Hilfestellungen, Rückhalt und Unterstützung geben. Beim demokratischen Erziehungsstil soll die Erziehung, samt Regeln und Vorschriften, möglichst transparent und für das Kind nachvollziehbar sein. 

Demokratischer Erziehungsstil: Die wichtigsten Merkmale

  • die Eltern kündigen den Kindern zukünftige Ereignisse an, damit sie sich darauf einstellen können
  • Eltern geben eher Vorschläge, als dass sie starre Grenzen setzen
  • das Kind darf Regeln hinterfragen und bekommt auch eine Erklärung
  • die Eltern sind bereit, über alternative Lösungen zu diskutieren
  • die Meinung von beiden Parteien – Eltern und Kindern – wird grundsätzlich als gleichwertig angesehen
  • die Kinder können innerhalb eines vorgegebenen Rahmens selbstständige Entscheidungen treffen
  • wichtige Entscheidungen, die die ganze Familie betreffen, fällen Eltern und Kinder gemeinsam
  • die Eltern geben ihren Kindern stets Rückhalt und Stabilität
  • das Eltern-Kind-Verhältnis ist von Offenheit, Akzeptanz, Zuneigung und Wärme geprägt
  • wenn die Eltern Kritik am Verhalten der Kinder äussern, dann erfolgt das konstruktiv und wertschätzend 

Trotz der Kommunikation auf Augenhöhe gilt: Es gibt Regeln, die beachtet werden müssen. Die Eltern lassen ihren Kindern – im Gegensatz zu jenen, die einen antiautoritären Erziehungsstil pflegen – keine völlige Freiheit bei allem, was sie tun und lassen wollen. 

Zwischen der antiautoritären und demokratischen Erziehungsform ist der permissive Erziehungsstil einzuordnen. Bei diesem legen die Eltern zumindest einige Grundregeln fest. Abgesehen davon geben sie dem Kind jedoch wenig Vorschläge, Anregungen und Hilfestellungen, sondern das Kind ist praktisch auf sich allein gestellt. Zusammengefasst hat der demokratische Erziehungsstil folgende Vor- und Nachteile:

Vorteile

  • intensive Kommunikation zwischen Eltern und Kindern fördert gutes Sprachvermögen und grossen Wortschatz der Kinder
  • stärkt Selbstvertrauen des Kindes in seine Fähigkeiten und sein Denkvermögen
  • Kinder sind kritikfähig
  • höhere Akzeptanz gegenüber anderen Meinungen sowie Bereitschaft, gemeinsam Lösungen zu finden
  • ermuntert Kinder zu eigenen Entscheidungen und dazu, die Verantwortung für die Konsequenzen zu tragen

Nachteile

  • erfordert Geduld und Zeitaufwand auf Seiten der Eltern
  • Kinder können dazu neigen, alles ausdiskutieren zu wollen
  • fehlende Bereitschaft bei den Kindern, manche zwingenden Regeln und Grenzen zu akzeptieren
  • dadurch Probleme ausserhalb der Familie, z.B. in der Schule oder Ausbildung (Die Diskussionsfreude der Kinder können als Respektlosigkeit interpretiert werden)

Fazit: Demokratie und Erziehung im richtigen Mass

Auch beim demokratischen Erziehungsstil gibt es Vor- und Nachteile. Für viele Eltern überwiegen die positiven Aspekte. Viele setzen sie zumindest teilweise intuitiv um. Blinden Gehorsam und Disziplin erwarten heutzutage kaum noch Eltern von ihren Kindern und der Grossteil bemüht sich um einen liebevollen Umgang und verständliche Erklärungen. Die Kreativität, Eigeninitiative und das Selbstvertrauen der Kleinen sollen von Anfang an gestärkt werden. 

Den demokratischen Erziehungsstil in Reinform zu praktizieren, erfordert auf Seiten der Eltern jedoch sehr viel Geduld. Gerade in Stresssituationen oder wenn viele Aufgaben anstehen, können die vielen Nachfragen der Kinder an den Nerven zehren. Zudem kommen Kinder in der Schule und im späteren Berufsleben in der Regel besser zurecht, wenn sie früh lernen, dass es auch gewisse unumstössliche Vorschriften gibt.

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