Hello Family Bloggerin Nadja

Gelassenheit in der Erziehung

Gelassen Erziehen. Das klingt erstrebenswert, ja. Aber so ganz spontan würde ich verneinen, dass das wirklich machbar ist. Denn es geht um die wertvollsten Menschen in unserem Leben. Wir wünschen uns, dass sie die allerbesten Möglichkeiten haben. Gesund bleiben. Sich keinen Gefahren aussetzen.

Wir Eltern sind natürlich nicht gelassen, wenn sie mit drei Jahren unkoordiniert auf die Strasse rennen. Und wir sind auch nicht gelassen, wenn sie mit siebzehn um drei Uhr morgens immer noch nicht zu Hause sind. «Loslassen» heisst das Zauberwort, klar. Denn sobald wir das Kind auf diese Erde gepresst haben, sind wir gezwungen «loszulassen». Vorher noch relativ gut geschützt in unserem Bauch, liegt das zerbrechliche Wesen nun plötzlich da, allen äusseren Einflüssen hilflos ausgesetzt. Dass man da nicht immer tiefenentspannt ist, liegt auf der Hand. Aber es sind nicht nur die Gefahren, die drohen. Mit unserer ganzen Liebe, die wir diesem Menschlein entgegenbringen, ist es manchmal auch schwer zu ertragen, wenn uns das so unfassbar süsse Kleinkind im Coop an der Kasse plötzlich anschreit und sich auf den Boden schmeisst. Wenn es das Halbieren eines Confibrotes mit einem geräuschvollen Tränenschwall kommentiert, da es die Brotscheibe als Ganzes essen wollte. Wenn wir alles, wirklich ALLES, tausend Mal sagen und dennoch auf taube Ohren stossen. Die Regenjacke immer noch nicht an den Haken gehängt, sondern achtlos auf den Boden geworfen wird. Und der Teenager ständig in seinem muffligen, schwarzen Loch verschwindet und die Musik laut aufdreht. 

Gerade bei Teenagern hält sich hartnäckig die Meinung, dass sie schwierig seien und den Eltern das Leben schwer machen, weshalb Gelassenheit vor allem in Zeiten der Adoleszenz schwer umsetzbar zu sein scheint. Dass aber möglicherweise auch die Eltern ein Problem mit der Abnabelung haben und vielleicht auch einfach selbst etwas ungeniessbar sein können, das wird selten bedacht. Wären wir allenfalls gut darin beraten, unsere eigene Denk- und Lebensweise ab und zu infrage zu stellen, anstatt die vermeintlichen Fehler und Unzugänglichkeiten lediglich beim Kind zu suchen?

Die österreichische Autorin Jeannine Mik sagt dazu: «Nicht deine Kinder stressen dich, sondern dein Leben. Nicht deine Kinder musst du ändern, sondern dein Leben.»

Wenn man darüber nachdenkt, dann hat das was. Wenn wir gestresst sind, nichts vertragen und wir dazu neigen, unsere Stimme wegen jedem Habakuk massiv zu erheben, dann liegt das sicher ein Stück weit am kindlichen Verhalten, sonst hätten wir ja keinen Grund dazu, nicht? Wie aber würden wir in ungemütlichen Situationen reagieren, wenn wir selbst ganz ausgeglichen und mit uns im Reinen wären? Würde uns dann die Gelassenheit in der Erziehung besser gelingen?

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