Hello Family Bloggerin Deborah

Wenn Kinder fast nichts essen

Im Englischen nennt man sie «picky eater», auf Schweizerdeutsch schnäderfrässig. Wenn Kinder wählerische Esser sind, kann das für die Eltern sehr belastend sein. Weshalb dies bis zu einem gewissen Punkt normal ist und wann man einen Arzt zu Rate ziehen sollte, weiss Hello Family Bloggerin Deborah.

«Diese Suppe ess ich nicht!» Die Grundaussage aus der Suppenkaspar- respektive Struwwelpeter-Geschichte zeigt wohl, dass es schon immer wählerische Kinder gab. Auch wenn die Grosseltern gerne mal das Gegenteil behaupten. Im Märchen drohte man den Kindern relativ drastisch mit dem Tod, immerhin war der Suppenkaspar bereits am fünften Tag verhungert. Heute sind die meisten Eltern zum Glück weniger drastisch, auch wenn es ganz schön stressen kann, wenn das Kind die meisten Gerichte verweigert.

Was viele Eltern nicht wissen: Dass Kinder in einem gewissen Alter wählerisch sind, ist ganz normal. Ja, sogar lebensnotwendig. Dieses Phänomen wird Neophobie, als die Angst vor Neuem, genannt und tritt bei geschätzt 50 bis 70 % aller Kinder auf. Etwa bis zum Alter von zwei Jahren probieren Kinder alles mit Freude und essen sogar das Meiste. Im Alter von zwei bis sieben Jahre sind viele Kinder sehr wählerisch. Da werden Spaghetti mit Käse zum besten Freund. Neophobie ist natürlich nicht eine grundlose Laune der Natur, sondern ein wichtiger Überlebensmechanismus. Denn hätten die Kinder der Steinzeitmenschen alles gegessen, was sie so auf Wald und Wiese antrafen, wäre es fraglich, ob die Menschheit überhaupt noch leben würde. Neophobie ist ein angeborener Schutz vor giftigen Pflanzen.

Meist klingt die Neophobie um den siebten Geburtstag herum langsam ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Steinzeitkind genügend Zeit, zu lernen, welche Pflanzen geniessbar sind. Und die heutigen Kinder werden wieder neugieriger, was das Essen angeht. Sie probieren unterschiedliche Speisen mit Freude und entdecken ganz neue Geschmacksrichtungen. Zusätzlich zur Neophobie kommt, dass Kinder ganz anders schmecken. Sie nehmen Geschmäcker und Gerüche viel intensiver wahr. Das hat damit zu tun, dass Kinder um die 10 000 Geschmacksknospen auf der Zunge haben. Bei Erwachsenen sind es noch 3 000 bis 5 000. Beschwert sich das Kind also über den Pfeffer im Gericht oder verzieht leidend das Gesicht wegen der Säure der Essiggurke im Sandwich, übertreibt es nicht masslos, um seine Eltern zu ärgern. Es schmeckt diese tatsächlich viel intensiver als wir. 

Auch wenn es gute Erklärungen dafür gibt, weshalb viele Kinder schwierige Esser sind, macht das die Situation für die Eltern nur bedingt leichter. Auch ich kenne die Situation nur zu gut, dass man lange in der Küche steht, um seinen Kindern frische, ausgewogene und abwechslungsreiche Mahlzeiten anzubieten. Nur, dass die Kinder schon Grimassen ziehen, wenn sie zur Türe hineinkommen und das Abendessen riechen. Wichtig ist, für den Familientisch einen Kompromiss zu finden. Dieser heisst bei uns: Man schimpft weder über das Essen, noch bezeichnet man es als eklig. Das Angebotene wird probiert, wobei probieren auch einfach bedeuten kann, es anzuschauen. Zum Essen gezwungen wird niemand. Wer das Gekochte nicht mag, darf ein Butterbrot essen. Gleichzeitig müssen die Kinder akzeptieren, dass es nicht immer ihr Lieblingsessen gibt, auch separat kochen mag ich nicht.

Picky eater, also wählerische Esser, haben übrigens höchst selten Nährstoffmängel, auch wenn man dies anders vermuten würde. Wer sich trotzdem Sorgen über die Ernährung seines Kindes macht, das Kind oft müde ist oder schlecht zunimmt, wendet sich an die Kinderärztin oder den Kinderarzt. Diese können durch eine Blutentnahme überprüfen, ob das Kind genügend Nährstoffe bekommt. Man kann auch überprüfen, ob keine andere Ursache hinter dem wählerischen Verhalten steckt. Gründe dafür können zum Beispiel Intoleranzen oder eine Hochsensibilität sein. Und dann, ja dann haben die Eltern natürlich immer noch die Möglichkeit, Gemüse in beliebten Kinderessen zu verstecken. Pürieren oder fein raffeln sind hier die Stichworte. So lassen sich ganz einfach Auberginen in die Tomatensauce oder Randen in die Pancakes schmuggeln.

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