Viel passender ist der Begriff «Autonomiephase». Ab einem Alter von einem Jahr, also mit dem Ende der Babyzeit, nimmt sich das Kind nicht mehr länger nur in Verbindung mit der Mutter, sondern als Individuum wahr. Und dieses Individuum hat ganz klare Bedürfnisse und möchte selbstständig handeln. So entwickelt es seinen ganz eigenen Geschmack. Plötzlich sind die gelben Schuhe, die Mama ausgewählt hat, des Teufels. Rosa haben sie zu sein. Und Sandalen mit Schmetterlingen drauf. Dass es eigentlich mitten im Winter ist, spielt keine Rolle.
Auch beim Essen ist der Broccoli plötzlich suspekt. Grüne Lebensmittel können doch nur giftig sein? Viel lieber hätte man das riesige Pack Gummibärchen aus dem Coop. Die sind so fein süss. Mama und Papa sagen dazu aber «Nein», wie das ihre Aufgabe als Erziehungsberechtigte ist. Und das löst enorm viel Frust beim Kleinkind aus. Denn noch weiss es nicht, dass an den Füssen Erfrierungen durch unpassendes Schuhwerk entstehen können. Oder dass der Zucker in den Gummibärchen zu Karies führt. Es hört nur «Nein» und das ärgert es. Und weil es auch noch nicht so gut spricht, wie es das gerne möchte, drückt es seinen Frust körperlich aus. Durch weinen, sich auf den Boden werfen, beissen oder schlagen.